Konstruktive Lösungsansätze zeigt der folgende, von Germanwatch herausgegebene Band auf. In insgesamt vier Kapiteln nehmen sich die AutorInnen der vielschichtigen Herausforderungen der Klimaerwärmung an. Dabei geht es sowohl um die Frage nach politischen Lösungen als auch um die wissenschaftliche Dimension des Themas. Noch, so der Tenor, ist unser Klima einigermaßen stabil, werde aber ein Schwellenwert unter- bzw. überschritten, kann das System kollabieren. Zahlreiche Experten sind sich darin einig, dass dieser „Tipping point“ nicht mehr weit entfernt ist. Gefragt sind also Maßnahmen, die eine dritte industrielle Revolution einleiten. Diese zielt primär auf Möglichkeiten einer C02-armen Energie- erzeugung durch Wind- und Wasserkraft, Geothermie und Photovoltaik. Darüber wird die zuletzt wieder verstärkt als Option benannte Atomkraft bewertet und deren mögliche Rolle für eine „Energierevolution“ erläutert – bzw. entkräftet. Derzeit sind 437 Atomkraftwerke in Betrieb, die „insgesamt nur etwa zwei Prozent des weltweiten Energiebedarfs“ decken. „Würden die Staaten, die Atomenergie nutzen, sich dazu entschließen, die Atomkraftkapazität auf das 2,5-fache wachsen zu lassen, (…) dann müssten nochmals 500 bis 600 neue AKW gebaut werden. Dieser Ausbau würde den weltweiten CO2-Ausstoß [allerdings nur, A. A.] um ungefähr drei Prozent verringern.“ (S. 249)
Über die Macht der Konsumenten
Wir können, da sind sich die AutorInnen einig, die weitere Entwicklung durchaus noch beeinflussen. Voraussetzung dafür sind aber klimafreundliche Lebensgewohnheiten. Jede/r einzelne ist also gefordert, wenn es um die Verwirklichung von Lebensstilen für die Zukunft geht. Die Macht der Konsumenten ist ungebrochen. Tipps geben die AutorInnen zudem in den Bereichen Bauen und Wohnen, Technik im Haus, Grüner Strom und Mobilität, aber auch Aspekte wie Geldanlage und Ernährung kommen zur Sprache.
Ein eigenes Kapitel ist dem „Weg ins Solarzeitalter“ gewidmet. Darin wird aufgezeigt, mit welchen technischen Lösungen der Energiebedarf auf klimafreundliche Art gedeckt werden kann. Hier finden wir durchaus bekannte Ideen wie jene, Solarstrom in Nordafrika zu produzieren und nach Europa zu exportieren. Diese Form des klimafreundlichen Energieexports schafft nach Ansicht der AutorInnen Arbeitsplätze vor Ort und würde so zur Wohlstandsmehrung im Süden beitragen und Migrationsströme eindämmen. Dass sich durch eine Energie-Zusammenarbeit Europas mit Nordafrika auch neue weltpolitische Konstellationen ergeben, ist eine der wichtigsten Erkenntnisse dieses Buches. Eine weitere ist wohl, dass wir in (fast) allen Aspekten unseres täglichen Lebens die Möglichkeit haben, klimafreundlich zu agieren und mit einer CO2-armen Lebensweise zu einer tatsächlichen Energiewende beitragen können. A. A.
Die Welt am Scheideweg: Wie retten wir das Klima? Hrsg. v. Germanwatch. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt-Verl., 2008. 317 S., € 16,90 [D], 17,40 [A], sFr 28,70
ISBN 978-3-498-00653-2