Die Währungsreform kommt!

Ausgabe: 2012 | 2

Die von Deutschland im Zuge der EURO-Rettungsmaßnahmen abgegebene Garantiesumme beläuft sich auf über 400 Mrd. Euro, das sind rund 5.000 Euro für jeden Bürger. Und trotzdem wurde zumindest bisher das anhaltende Finanzchaos nicht wirklich bekämpft. Ulrich Horstmann fragt, warum wir noch immer politisch begabten Märchenerzählern glauben? „Wahrscheinlich sind sie zu unterhaltsam, sie spielen die Klaviatur der geschickt inszenierten Eventkultur, die auch zu Hause multimedial abrufbar ist“, (S. 243) sagt der Autor, er ist Spezialist bei der Analyse und Bewertung von Unternehmen. Eines steht für ihn fest: „Die europäische Sozial- und Transferunion ist auf Dauer auch von deutscher Seite nicht finanzierbar.“ (S. 245) Und wenn das Tempo beim Auflegen immer neuer Rettungsschirme anhält, dann rechnet er spätestens bis zum Jahr 2015 mit einer Währungsreform. Ähnlich wie in „Das Euro-Abenteuer geht zu Ende“ der Tübinger Ökonom Joachim Starbatty oder Wilhelm Hankel (Experte für Währung und Entwicklung), die ebenfalls ein Scheitern der Währungsunion erwarten.

 

Bereits bei der Einführung des Euro in den Jahren 1999 bis 2002 handelte es sich um eine konstituierende Währungsreform, so Horstmann. Vor allem die von den Politikern geschürte Erwartung, dass es sich um eine stabile Währung handelt, wurde bald enttäuscht (etwa durch Aufweichen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes 2003, als gegen Frankreich und Deutschland kein Budget-Verfahren wegen des hohen Haushaltsdefizits eingeleitet wurde). Inzwischen erleben wir das x-teRettungsprogramm und den Ankauf von Staatsanleihen von überschuldeten Staaten im Euro-Raum, der den Weg in die Transferunion weist. Die Euro-Stabilitätsprobleme seien nach Ansicht des Autors durch das Fehlen realer,  nachhaltiger Sanktionen für Haushalts-Sünder in der EU und andererseits bereits durch eine kaum bestehende politische Union entstanden (S. 12). Da hilft auch die Einschätzung nicht weiter, dass das Scheitern des Euro das Ende der Europäischen Union wäre, und das wird, wie wir gesehen haben, nicht nur von Horstmann als reine Politikrhetorik entlarvt.

 

 

 

Was also tun?

 

Nach Ansicht des Autors ließe sich nach dem Scheitern des Euro an die Europäische Union vor dessen Einführung anknüpfen. Zudem bleibe ein europäischer Bundesstaat angesichts der großen politischen und kulturellen Unterschiede ohnedies eine Utopie (vgl. S. 248f.). Für das Gelingen eines Neuanfangs wäre allerdings eine stabilitätsorientierte Geldpolitik Voraussetzung. „Das Scheitern der EU-Bürokratie und des Euro bieten mit der kommenden Währungsreform die Chance, die europäische Zentralverwaltung zu überwinden und statt der Herrschaft durch Bürokratie und Kommissare die Demokratie wieder neu zu stärken.“(S. 249) Was konkrete Ratschläge anbelangt, bleibt Horstmann leider vage. Hinzu komme, dass Portugal durchaus das nächste Problemland werden könnte, auf das sich die Finanzmärkte stürzen werden. Hilft uns die Flucht in den Dollar? Wohl kaum, denn der steht noch schlechter da als der Euro. Auch Schweizer Franken sind keine Option, denn wenn die Banken crashen, ist auch die Schweiz bankrott und der Franken würde entwertet. Offen bleibt freilich auch, ob Norwegen ein sicherer Hafen für Anleger wäre, auch wenn es zutrifft, dass es das Land mit den niedrigsten Schulden im Euroraum ist. Bleiben also Gold und Silber als einzige Alternative, auch bei gegenwärtig gestiegenen Kursen. Die resümmierende Empfehlung Horstmanns; „Künftig sollte man sich verstärkt dem Thema widmen, wie die finanziell besonders maroden Staaten in der EU nach dem Ende des Euro im Zuge der spätestens 2015 zu erwartenden Währungsreform wieder ökonomisch neu entwickelt werden können. Einen guten Ansatzpunkt hierfür liefern die Marshallplanhilfen nach dem Zweiten Weltkrieg und eine marktwirtschaftliche Ordnungspolitik.“ (S. 250)

 

A. A.

 

Horstmann, Ulrich: Die Währungsreform kommt! Über Versuche der Politiker den Euro zu retten, fehlgeleitete Finanzmärkte und wie Sie Ihr Vermögen trotzdem sichern. München: FinanzBuch-Verl., 2011. 272 S., € 16,99 [D], 17,50 [A], 18,00 sFr 23,80

 

ISBN 978-3-89879-654-5