Take Care

Ausgabe: 2001 | 4
Take Care

Fürsorge bei Take Care: Ethik der AchtsamkeitIst Fürsorge sprachlos? Braucht selbstlose Fürsorge keine Begrifflichkeit, um über sie zu kommunizieren oder sie gar zu kritisieren? Die vorliegende Analyse thematisiert u. a. die Sprachlosigkeit des Fürsorgebereichs und bietet dazu den alternativen Begriff „care“ an. „Care“ lediglich mit „Sorge“ zu übersetzen, ist zu kurz gedacht. Hier ist nämlich der Gesichtspunkt der Zuwendung mit interaktiven Aspekten vereint und die gemeinsame Gestaltung der Praxis durch die daran beteiligten Menschen ausgedrückt. Die Autorin sieht dieses sprachliche Manko, das generelle Fehlen geeigneter philosophischer Begrifflichkeiten in der jahrelangen Trivialisierung der helfend-versorgenden Praxis in deren Glorifizierung begründet. Care, das betont die Autorin, ist nicht an das (weibliche!) Geschlecht gebunden; es gehe auch nicht darum, Menschen zu helfend-versorgenden Tätigkeiten zu motivieren. „Dienst am Nächsten“, so formuliert es die Kirche, manche mögen hier „Aufopferung“ als Zwischenton hören und „Helfersyndrom“ in der letzten Strophe der Selbstlosigkeitshymne brummen. Die Analyse von „Care“ zeigt die unterschiedliche Dimensionierung des Begriffs auf, dokumentiert die Kritik an dem Modell der Gegenseitigkeit und Autonomie und bietet den LeserInnen Zugänge zu Grundsatzfragen und spannenden Problemfeldern. „In der Praxis Care gibt es eine Gratwanderung zwischen Verantwortung und Bevormundung, zwischen Selbstachtung und Achtsamkeit, zwischen Desinteresse und Überforderung. Achtsamkeit hat ihren Platz in gemeinsamem Handeln und innerhalb von konkreten Situationen.“ Die Autorin fordert von ihren LeserInnen ein hohes Maß an Belesenheit und Aufmerksamkeit, im Gegenzug, um im Gedankenbild des Prinzips „Care“ zu bleiben, bekommen die LeserInnen einen griffigen, fundierten Sprachschatz - wider die Sprachlosigkeit fürsorglicher Handlungen. Chr. G.-R.

Bei Amazon kaufenConradi, Elisabeth: Take Care. Grundlagen einer Ethik der Achtsamkeit. Frankfurt/M.: Campus, 2001. 261 S., € 21,– / DM 42,– / sFr 38,70 / öS 307,–