
Bethany Allen legt eines der spannendsten und aufschlussreichsten Bücher über das außenpolitische Wirken der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) der letzten Jahre vor. Die für das Nachrichtenportal Axios tätige Journalistin war zuvor maßgeblich an der Enthüllung sensibler Regierungsdokumente beteiligt, die die Verfolgung und Unterdrückung der uigurischen Minderheit in Xinjiang offenlegten.
In ihrem aktuellen Buch revidiert und schärft sie bereits weit verbreitete Annahmen. Drei zentrale, eng miteinander verknüpfte Gedanken durchziehen den kompakten, aber akribisch recherchierten Band (über vierzig Seiten Anmerkungen). Erstens: In der Volksrepublik China hat die Politik oberste Priorität. Die KPCh beansprucht in allen Bereichen, ob Wirtschaft, Gesundheit, Technologie oder zivilgesellschaftlicher Austausch, stets den Vorrang. Jede Handlung wird danach beurteilt, inwieweit sie dem Machterhalt der Partei dient. Zweitens: Das politische Handeln der KPCh trifft auf eine neoliberal ausgerichtete internationale Sphäre (S. 205), die in diesem Konflikt strukturell im Nachteil ist. Drittens: Aus diesem Ungleichgewicht ergeben sich häufig Kooperationen oder mangelnde Gegenwehr seitens Akteuren anderer Länder – ob aus den USA, Europa oder Afrika, sei es in der Politik, Wirtschaft oder Forschung – die die KPCh geschickt zu ihrem Vorteil nutzt.
Diese Trias veranschaulicht Allen unter anderem an der Pandemiepolitik (sei es mit Masken oder Impfstoffen), der Beziehung zu Partnerstädten, der Rolle der Auslandschines:innen und der Bedeutung Hongkongs. Das Buch endet mit einer „To-Do-Liste“ für Länder, die sich der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet fühlen und ihre Resilienz gegenüber ungewollten Einflussnahmen der KPCh stärken möchten.
Bethany Allens Buch bietet nicht nur Einblicke in das außenpolitische Wirken der KPCh, sondern regt auch zum Nachdenken über das Verhältnis von Gemeinschaft und Individuum, Politik und Wirtschaft sowie die oft schwer zu navigierenden Grauzonen internationaler Kooperation an.