Anwendungsfelder partizipativer Politikberatung

Ausgabe: 1991 | 1

Dass wider die weitum geübte Praxis politischer Entscheidungsfindung nicht gegen, sondern nur mit den Bürgern Staat zu machen sei, ist Gegenstand mancher Wahl- und politischer Sonntagsrede. Die Versuche, der schweigenden Mehrheit jedoch die Chance erfolgversprechender Mitbestimmung einzuräumen, finden im Umfeld einer eskalierenden „Zuschauerdemokratie" vorerst nur bescheidene Nischen. Das von Peter Dienel entwickelte und erfolgreich erprobte Konzept der" Planungszelle " (PZl, das in diesem Band vorgestellt und zugleich einer kritischen Bewertung unterzogen wird, ist als wichtiger Beitrag zur Humanisierung des politischen Systems einzustufen, da es mit begründeter Aussicht auf Wirkung die personale Teilhabe der ansonsten Ohnmächtigen an der politischen Willensbildung ermöglicht. Kernstück des Verfahrens ist eine Gruppe per Zufall ausgewählter Bürger, die, für ihre Tätigkeit honoriert, in einwöchiger Arbeit unter Mitwirkung von Sachverständigen in mannigfaltigen Bereichen (von Fragen kommunaler Politik bis hin zu Aspekten der Gen- oder Dritt-Welt-Politik) eigenständige Lösungsvorschläge erarbeitet. Während sich der einleitende Beitrag Dienels darauf konzentriert, die Erträge der Methode für Bürger, Beamte, Wissenschaft und Staat auszuloten, gibt D. Garbe Hinweise auf Organisation, Kosten und Ablauf einer PZ. Verbesserungsvorschläge aus entscheidungstheoretischer Sicht (Standardisierung/Formalisierung) bietet ein weiterer Beitrag, während Teil zwei erprobten und denkbaren Anwendungsfeldern nachgeht. Der Auszug aus einer engagiert geführten Diskussion sowie eine Ausschreibung zur Kooperation beschließen den Band, dem breite Wirkung zu wünschen ist. 

Politiker hören auf Bürger. Anwendungsfelder partizipativer Politikberatung. Impulse zum Einsatz der Beteiligungsverfahren Planungszelle und Bürgergutachten. Hrsg. v. Peter C. Dienel ... Bonn: Stiftung Mitarbeit, Eigenverl., 1990. 118 S. (Brennpunkt Dokumentation; 6) DM 5,- 1 sFr 4,20 1 öS 39