Jean Ziegler

Was ist so schlimm am Kapitalismus

Online Special
Was ist so schlimm am Kapitalismus

„Entweder wir zerstören den Kapitalismus, oder der Kapitalismus zerstört uns“, so Jean Ziegler in mehreren Interviews anlässlich seines 85. Geburtstags sowie der Vorstellung seines jüngsten Buches „Was ist so schlimm am Kapitalismus“. Ziegler beantwortet darin wohl fiktive Fragen seiner Enkelin, die das Zerstörerische der „kannibalischen Weltordnung“ erklären. Einmal mehr kritisiert der Autor die Macht des globalisierten Finanzkapitals, die Kleptokratie transnationaler Rohstoffkonzerne, die Ausbeutung in den Kleiderfabriken von Bangladesch oder die ökologischen Zerstörungen. Ziegler berichtet der Enkelin von seinen Bemühungen als UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung sowie als Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrates und dem Scheitern an Lobbyinteressen, etwa beim Verbot der sogenannten „Geierfonds“. „Ist es nicht eine Utopie, den Kapitalismus bekämpfen zu wollen? Könnte man ihn nicht stattdessen verbessern oder korrigieren?“ fragt die Enkelin gegen Ende des Buches. Ziegler antwortet mit der französischen Revolution, der Abschaffung des Feudalismus und der Sklaverei sowie dem Kampf für Sozial- und Frauenrechte. Heute hofft er auf die planetare Zivilgesellschaft: „Die Revolte, der Aufstand des Gewissens, regt sich überall. Gegenwärtig erleben wir eine Vervielfältigung der Widerstandsfronten. In allen Bereichen.“ (S. 122) Wollen wir hoffen, dass dem so sein wird.

Jean Ziegler erhielt 2008 auf Vorschlag der Robert-Jungk-Bibliothek den Salzburger Landespreis für Zukunftsforschung. Seine Preisrede ist in der JBZ als CD verfügbar. Der Rezensent erinnert sich an einen liebenswürdigen, engagierten Kämpfer für eine humane Welt. Herzlichen Glückwunsch zum 85. Geburtstag!