Wie Multimedia die Welt des Managements verändert

Ausgabe: 1996 | 3

In immer kürzeren Zeitspannen wendet sich Gerd Gerken, PZ-Lesern wohlbekannter Management- und Trendberater, mit seinen seit den letzten Werken leicht modifizierten Trendratschlägen an die Schar der Rat- und Hilfesuchenden. Bei aller Unübersichtlichkeit des Dargebotenen zeigt sich, daß die Logik des Managements, westliche Rationalität und strategische Planung - dies ist zu verfolgen seit seinen letzten Werken "Wild Future" (PZ 4/95) und "Magische Masse" (PZ 2/96) - im Multimedia-Zeitalter ausgedient haben. Gefragt sind heute die Dynamik des Fraktalen, die "Unlogik der Zukünfte" und ein der Rolle von" Mythen und Magie" Rechnung tragendes Management, um auf den Märkten der Zukunft erfolgreich punkten zu können. Der neueste von Gerken prognostizierte Trend ist "angewandte Spiritualität". Wer also glaubt, die Träume von New Age und die Wiederentdeckung des Spirituellen hätten am Ende des Jahrhunderts ihre Anziehungskraft verloren, der irrt. Nicht die aktuelle Information, sondern Exformation, definiert als "gesagtes Geheimnis", ist das Gebot der Stunde in der Multimedia-Gesellschaft. Um in den elektronischen Netzen erfolgreich kommunizieren zu können, darf man keine logischen Botschaften von sich geben - keine Information =, sonst redet man an der Realität vorbei, sondern man muß die "besseren Geheimnisse" anbieten. Noch nachvollziehbar ist der bei Gerken wiederkehrende Zweckoptimismus als Trainer und Werbeträger der eigenen Agentur, er begreift große Wandlungsprozesse als Chance und nicht als schwierige Aufgabe. Einige der Trends und Entwicklungen, wie z.B. die Ablösung der normalen Werbung durch Multimedia oder die "Erosion der Information durch zuviel Kommunikation" sind noch nachvollziehbar. Einwände erhebt der Rezensent aber gegen die in klarer Struktur verpackte Phrasenhaftigkeit, Realitätsfremdheit und die Abgehobenheit vieler Aussagen. Der ständige Blick auf die Führungsebene hat bei Gerken selbst offenbar zur Exformation, zur Ablösung von "verständlicher" Information geführt. Holger Rust hat es treffend in seiner Kritik des Trendgeschäfts (PZ 2/96) formuliert: "Empirische EinzeIbefunde werden mit philosophischen Gedanken durchsetzt und durch modernistisch klingende Begriffe zusammengefaßt. Gesellschaftspolitische Konzepte durchmischen sich-mit esoterischen Welterklärungen. (... ) Selbst die härtest gesottenen Leser der aktuellen Managementliteratur werden sich nach hundert Seiten Gerken (... ) nach der vergleichsweise deutlichen Sprache der Soziologie sehnen ...“ A.A.

Gerken, Gerd: Multimedia: Das Ende der Information. Wie Multimedia die Welt des Managements verändert. Exformation statt Information. Düsseldorf (u.a.). Metropolitan-Verl., 1996. 392 S.,