Wertewandel und alternativer Lebensformen

Ausgabe: 1989 | 3

Soziokulturell vermittelte Wertorientierungen bilden zentrale Bestimmungsgründe des menschlichen Verhaltens. Die Umwertung dieser Werte - darum ging es dem Autor schon in seiner 1986 erschienenen Habilitationsschrift "Umweltkrise und Wertwandel" - kann allein die Überwindung der vielschichtigen Krisen bewirken. Nach der sozialwissenschaftlichen Analyse der Möglichkeiten und Grenzen eines bewußten Wertwandels schildert der Autor dessen Ursachen und Tendenzen. Zunächst gibt Hillmann die Definition und Erläuterung des soziologischen Wertbegriffs: Werte bilden für zweckgerichtetes Handeln die allgemeinsten Leitlinien, sie sind kulturell typisierte Orientierungsstandards. Grundlegend für deren Veränderung sind die Fluktuationen der natürlichen Lebensbedingungen, "die ureigensten Vorgängen der Natur oder aber auch Eingriffen des Menschen - die wiederum bestimmten Wertorientierungen unterliegen - entspringen können". Auch charismatische Persönlichkeiten tragen zum Wertewandel ebenso bei wie kulturzyklische Phänomene. Tendenzen des Wertewandels zeigen sich in der Verlagerung von der Gesinnungs- zur Verantwortungsethik, im kulturellen Synkretismus und in der Bewußtwerdung eines revisionsbedürftigen Lebensstils. Im Konzept einer aktiven Gesellschaft wird die Notwendigkeit eines bewußt-planmäßigen Wertwandels zur Sicherung einer lebenswerten Zukunft betont. Darin werden ökologische Religiosität ohne Gott, die Ehrfurcht vor dem Leben, der Friede mit der Natur, eine neue Energienutzung, Nullwachstum und a.a. das Gemeinnutzprinzip aufgewertet. Obwohl ganz im Stile akademischer Abhandlungen abgefaßt - und deshalb nicht immer leicht zu "konsumieren -liefert Hillmann einen wesentlichen Beitrag zum Thema. Auch durch die umfangreiche Zitatensammlung - es kommen u.a. Klassiker wie Weber, Durkheim, Pareto. Parsons und Gehlen zu Wort - wird diese soziologisch-theoretische Studie etwas aufgelockert.

Hillmann, Karl-Heinz: Wertwandel. Zur Frage soziokultureller Voraussetzungen alternativer Lebensformen. Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges., 1989. 241 S. (WB-Forum; 30)