Warum wir essen, was wir essen

Ausgabe: 2015 | 3
Warum wir essen, was wir essen

image022Während man mit Jules Vernes noch in 80 Tagen um die Welt reisen musste, erzählt uns Marin Trenk, der an der Frankfurter Universität einen Fachbereich für „Kulinarische Ethnologie“ leitet, wie die Globalisierung unsere Essgewohnheiten verändert und die Vielfalt fremder Kulturen vor unsere Wohnungstür gebracht hat. Zumindest in urbanen Zentren lässt es sich „vor Ort“ gut und gerne mit 80 Gerichten um die Welt reisen. Davon erzählt dieses Buch.

Drei Wellen der kulinarischen Globalisierung – die 1. infolge der Entdeckungen des Kolumbus, die 2. im Windschatten von Kolonialisierungen [z. B. Indiens], die 3. durch die „Übersiedlung“ nationaler Küchen [z.B. durch Migranten aus, China, Thailand oder Mexico] – werden im ersten Abschnitt beschrieben und bereiten die schmackhafte Grundlage für den im zweiten Abschnitt gebotenen Blick auf die Vielfalt der in Deutschland gepflegten Koch- und Esswerkstätten.

Von der deutschen Vorliebe für Pasta und Pizza, der mittlerweile starken Freiluft-Konkurrenz durch Döner-Buden und der unübersehbaren Präsenz der asiatischen Küchen-Triade aus China, Japan und Thailand sowie schließlich „vom restlichen Treiben in unseren Fußgängerzonen“ (den Fastfood-Ketten mit diversen Burger-, Fisch- und Geflügel-Angeboten) bis hin zu den „Gastarbeiterküchen“ in traditioneller Aufmachung (Griechen) oder trendigem Ambiente (spanische Tapas-Lokale) reicht im Wesentlichen das Spektrum.

„Anything goes“ ist schließlich der abschließende, dritte Teil betitelt, in welchem der Autor ganz ohne Sentimentalität über das „Verschwinden der (häuslichen) Küche philosophiert oder sich darüber Gedanken macht, was denn aus der signifikant nur in südlichen Randzonen noch lebendigen Esskultur Deutschlands auf Dauer halten wird. Trenk spekuliert zudem wohl begründet über die nächsten Gewinner und Verlierer unter den „acht Essprovinzen der Welt“ [Mexiko ist im Kommen, Ozeanien auch kulinarisch unter Druck, Brasilien ein Rätsel], um abschließend auf kulturelle und ethische Aspekte im Zusammenhang mit dem Verzehr von Fleisch, aber auch auf die neu erwachte, vielfältige Lust am Essen, Kochen und gemeinsamen Genießen zu sprechen zu kommen. Ein höchst informatives, vergnügliches und Appetit anregendes Buch. Walter Spielmann

 Trenk, Marin: Döner Hawaii. Unser globalisiertes Essen. Stuttgart: Klett-Cotta, 2015. 297 S., € 17,95 [D], 18,50 [A] ; ISBN 978-3-68-94889-9