Schlüsseltechnologien, Dynamik, Industriewandel in Europa

Ausgabe: 1988 | 2

Im Auftrag des Programmes FAST der EG-Kommission untersuchten die beiden Mitarbeiter des VDI/VDE Technologiezentrums die Frage, wie Schlüsseltechnologien in der europäischen  Wettbewerbsposition gegenüber den USA und Japan rascher und gezielter umgesetzt werden können. Um dies zu erreichen, wird es in Zukunft darauf ankommen, verschiedene Schlüsseltechnologien zu kombinieren "und dabei die Organisation von Entwicklung, Fertigung und Marketing flexibler zu gestalten als bisher". Neben der Anwendungsflexibilität ist die Grundlagenforschung die wichtigste Komponente bei der Entwicklung und Nutzung von Spitzentechnologien.

In der Konkurrenzsituation mit den USA und Japan kommt der engeren europäischen Zusammenarbeit und darüber hinaus einem zu schaffenden europäischen Binnenmarkt eine entscheidende Rolle zu. Im Bereich der Forschung wird eine enge projektorientierte Zusammenarbeit mit der Industrie und mit dem Ausland notwendig. Im Einzelnen wird dann die Entwicklung jener Technologien dargestellt, die zu nachhaltigen Änderungen führen können. Dabei wird die enge Verflechtung der verschiedenen Schlüsseltechnologien (Informationstechnik, Mikroelektronik, Software, Laser) besonders deutlich. So hängt beispielsweise in vielen Industriebranchen der aktuelle Präzisionsschub von der Entwicklung neuer Materialien ab. Wichtig scheint den Autoren auch die Realisierung neuer Verfahren zur Be- und Verarbeitung. Auf dem Gebiet der Energietechnik geht es ~ so ist zu lesen - langfristig darum, entscheidende technische Entwicklungen zu forcieren. Genannt werden Wasserstoff, Photovoltaik, Fusion, Energiepflanzen mit Hilfe von Biotechnologie und Sparprogramme durch technische Neuentwicklung (Verringerung des Treibstoffverbrauches). Gleichzeitig hält man die üblichen Technologien zur Nutzung von Kohle, Öl, Gas und Uran für weitgehend ausgereift.

Abgesehen von der naiv zum besten gegebenen Einschätzung der Atom-, Fusions- und Biotechnologie ist diese Konstruktion der Industriegesellschaft, Fortschritt aus wissenschaftlich-technischen Innovationen abzuleiten, anstatt zur Humanisierung der Gesellschaft beizutragen, mehr als fraglich. Blinder Fortschrittsglaube und technischer Optimismus ist nach "Global 2000" und 16 Jahre nach "Grenzen des Wachstums" ein Beweis mangelnden Problembewußsteins.

Revermann, Heinrich; Sonntag, Philipp: Schlüsseltechnologien. Turbulenter Wandel der Industrie durch innovative Dynamik. Brüssel (u. a.): vde Verlag, 1987. 155 S. DM 19,80/sfr 16,80/öS 154,40