Von den insgesamt 13.407 Gebietskörperschaften in Deutschland haben bislang 2.427, das sind ca. 18 %, beschlossen, sich dem 1992 in Rio initiierten Prozess der Lokalen Agenda 21 (LA 21) aktiv zu verschreiben. Im Vergleich europäischer Staaten liegt Deutschland damit neben Belgien und Österreich zwar sowohl im Hinblick auf den Beginn als auch die Dichte einschlägiger Aktivitäten vor Frankreich, Italien, Spanien oder Irland, aber hinter den Niederlanden, Großbritannien sowie den skandinavischen Spitzenreitern. Dennoch nimmt sich die vorliegende Zusammenstellung von Projekten, die im Zeitraum 1999 - 2002 in Berlin mit dem Ziel der Förderung der LA 21 initiiert wurden, respektabel aus. Nicht weniger als 41 Antragsteller (von 115) erfüllten die unter Federführung der Projektagentur „Zukunftsfähiges Berlin“ (angesiedelt beim Institut f. Zukunftsstudien u. Technologiebewertung, IZT) und einem von Politik, Wirtschaft, Medien und wissenschaftlichen Institutionen beschickten Lenkungsbeirat und erhielten Zuwendungen in Höhe von insgesamt € 500.000,-, um innovative, beispielgebende Vorhaben zu realisieren. Vier Themenfeldern(„Nachhaltiges Wirtschaften“, „Stadtentwicklung / Ökologisches Bauen / Wohnen und Umweltfreundliche Mobilität“, „Lebenswelten / Kultur / Bildung / Jugend“, „Eine Welt / Entwicklung“) sowie zusätzlich „handlungsübergreifenden Projekten“ hatte das Augenmerk der Aktivisten zu gelten, die ihre Vorhaben in rund sechs Monaten, selten in mehr als einem Jahr zum Erfolg oder zumindest zu einem nachweisbaren (Zwischen)Ergebnis führen sollten. Im Zentrum dieses Bandes stehen jeweils knapp gehaltene, systematische Beschreibungen der 41 geförderten Projekte: Neben dem Projektträger und Förderzeitraum findet sich - auf jeweils rd. 2 Seiten - eine Ziel- und Projektbeschreibung, die Skizzierung der Ergebnisse sowie - das macht den Band für andere LA 21-AkteurInnen besonders wertvoll - Informationen über Ansprechpartner mit E-Mail und Links. Von einer „Initiative zu Unternehmenskooperation für Nachhaltiges Wirtschaften“ oder „ZukunftBerlin“ - der „Baustelle für neue Lebenswelten“ über die Initiierung der Versorgung von Schulen und Kantinen mit ökologisch und regional produzierten Bioprodukten bis zur Ausarbeitung von Umweltindikatoren oder einem Multiplikatorentraining „Nachhaltige Stadtentwicklung in Lateinamerika“ reicht das Spektrum der vorgestellten Beiträge. Dass dabei in Summe nicht nur Erfolge, sondern immer wieder auch Probleme und Defizite benannt werden, ist positiv hervorzuheben. Es bleibt abzuwarten, ob Projekte wie diese mit dazu beitragen können, „Neues Denken und Handeln“ dauerhaft zu befördern. Langfristige, kontinuierliche Arbeit der zivilgesellschaftlichen Akteure wird unabdingbar sein, um das originäre Interesse und den Gestaltungswillen der Entscheidungseliten auf die oft wenig spektakulären Zielsetzungen zukunftstauglicher Entwicklung zu lenken. Einen wichtigen Impuls in diese Richtung leistet dieser Band allemal. W. Sp.
Göll, Edgar; Nolting, Katrin; Rist, Claudia: Projekte für ein zukunftsfähiges Berlin. Lokale Agenda 21 in der Praxis. Baden-Baden: Nomos-Verl., 2004. 132 S., € 16,- [D], 16,50 [A], sFr 28,- ISBN 3-8329-0590-1
