Regionalwährungen

Ausgabe: 2004 | 2

Wie könnte ein Wirtschaftssystem aussehen, das den Interessen der Menschen umfassend Rech-nung trägt, die Würde und Selbstachtung des Einzelnen schützt, die Armut mindert und die Vielfalt der Kulturen respektiert? Mit einem Wort: Ist eine nachhaltig menschengerechte Wirtschaftsweise möglich? Durchaus, meinen Margrit Kennedy und Bernard A. Lietaer. In klar verständlicher Weise stellen die beiden renommierten Geldexperten das Konzept der Komplementärwährungen gewissermaßen als „Schmiermittel“ sozial und ökonomisch „wohlhabender“ Gesellschaften vor, die - so ihre These - zunehmend wieder zu Gemeinschaften werden. Was unterscheidet den Euro vom „Regio“? Während jener „offizielles Zahlungsmittel“ im internationalen Zahlungsverkehr bleibt, ist dieser nur regional begrenzt gültig. Da er beim Umtausch in andere Währungen an Wert verliert und zudem keine Zinsen abwirft, wird er nicht gehortet, sondern stets in Umlauf gehalten. Geradezu selbstverständlich trägt er so zu wirtschaftlichem und sozialem Wohlstand bei, insbesondere auch deshalb, weil mit ihm nicht nur materielle Güter, sondern auch Dienstleistungen gehandelt werden. „Zeit ist Geld“, dieser Satz gewinnt so eine völlig neue, faszinierende Dimension - nicht zuletzt ein Anreiz auch für zivilgesellschaftlich Motivierte! Dass dieser Ansatz nicht bloße Theorie, sondern in vielen Kulturen bewährte Praxis ist, zeigen die Autoren an zahlreichen Beispielen: von Bali bis Japan, vom mittelalterlichen Europa bis hin zur Gegenwart in Deutschland, wo es bereits mehr als 400 Tauschringe gibt. Gerade ein „Europa der Regionen“ wäre, so die Autoren, prädestiniert und gut beraten, sich auf das Experiment regionaler Währungen einzulassen. Mehr denn je bedarf es unkonventioneller, kreativer Ansätze, um den hartnäckigen Strukturproblemen des - im doppelten Wortsinn - alten Kontinents zu begegnen. Hier liegt ein Schlüssel dazu bereit. W. Sp. 

Kennedy, Margrit; Lietaer, Bernard A.: Regionalwährungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand. München: Riemann, 2004. 301 S., € 18,- [D], 18,50 [A], sFr 31,50 ISBN 3-570-50052-7