Ökologische Gesellschaftsvisionen

Ausgabe: 1997 | 1

Der "Homo consumens" ist damit beschäftigt, seine ureigensten Lebensgrundlagen zu zerstören, gibt sich aber gleichzeitig der Illusion hin, daß es ihm gut ja vielfach immer besser gehe. Diese Einstellung macht deutlich, daß kritische Überprüfung und Neuordnung unserer Denk- und Lebensweise notwendiger denn je ist. Perspektiven in dieser Richtung aufzuzeigen, war Anliegen der Veranstaltung ,,5 vor 2000 - Ökologische Gesellschafts- und Unternehmensvisionen", die (auf Einladung der Bayreuther Initiative für Wirtschaftsökologie) prominente Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammenführte. Unter der Rubrik "Visionen für die Gesellschaft der Zukunft" wird zunächst auf die globale Dimension allen Handelns sowie auf die moralisch in keiner Weise legitimierten Ungleichgewichte und Ungerechtigkeiten bei der Nutzung der natürlichen Ressourcen hingewiesen. Thilo Bode, Geschäftsführer von Greenpeace International, hält Appelle in diesem Zusammenhang für nutzlos und glaubt, daß nur mit Zwang Verhaltensänderungen eingeleitet werden können. Er schlägt ein Incentive-System vor, "das uns zwingt, uns etwas ökologischer zu verhalten" und denkt auch darüber nach, wie man z. B. Anreize schaffen könnte, "damit Politiker vernünftige, langfristige Entscheidungen fällen". Im Abschnitt "Visionen einer besseren Marktwirtschaft" stehen Konzepte für eine ökologische Steuerreform im Vordergrund der Überlegungen Walter R. Stahel, Direktor des Genfer Institut de la Duree, plädiert für eine Kreislaufwirtschaft, in der die Optimierung beim Produkt und seiner Nutzung und nicht bei dessen Entsorgung ansetzt. Ein weiteres Thema sind die Preise, die die ökologische Wahrheit (durch eine aufkommensneutrale Energiesteuer) widerspiegeln müßten. "Visionen einer neuen Mobilität" haben v. a. den Schienenverkehr im Blick. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, beklagt die Steuerbefreiung für Flugbenzin, sieht aber wenig Chance einer Änderung Was die "Visionen für die Energie der Zukunft" angeht, wird die Sonne als Basis der Energieversorgung in Verbindung mit Vermeidung favorisiert. Der Journalist Franz Alt weist auf die Dramatik unserer heutigen Situation am Beispiel der Atomenergie hin und meint, daß es "ein unter Umständen tödlicher Fehler sei, aus Fehlern nichts zu lernen". Seine Vision richtet sich auf eine dezentrale Energieversorgung, bei der die regionalen Gegebenheiten genutzt werden. A. A.

Ökologische Gesellschaftsvisionen. Kritische Gedanken am Ende des Jahrtausends. Hrsg. v. d. Bayreuther Initiative f. Wirtschaftsökologie. Basel: Birkhäuser, 1996. 282 S., DM 39,80/sFr 34,-/ÖS 291