Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt

Ausgabe: 1996 | 3

Das Zusammenleben in dem stetiger Veränderung unterworfenen Projekt der Zivilgesellschaft bedarf Methoden der Meinungsbildung, Planung und des Problemlösens ebenso wie der Entwicklung sozialer Phantasie. Zwei in dieser Funktion bewährte, in vie-   lem vergleichbare, aber auch mit charakteristischen Unterschieden behaftete Verfahren, die beide in der Mitte der 60er Jahre entwickelt wurden, stellt an dieser Stelle der in der Erwachsenenbildung tätige Sozialpädagoge Ulrich Dauscher gegenüber. Im ersten, der Moderationsmethode gewidmeten Teil, wird nach einem kurzen Blick auf die Wurzeln des Konzepts - ihm liegt das vom "Quickborner Team" um Eberhard Schnelle entwickelte “entscheidungsverfahren" zugrunde - das Beziehungsgeflecht der Moderation erörtert: Erst die Kenntnis und systematische Durchdringung des Spannungsgeflechts von Gruppe, Thema, Moderator und Methoden kann, wie Dauscher überzeugend darstellt, zum Gelingen konstruktiver Auseinandersetzung führen. Wesentlich - und im Grunde als gleichwertig anzusehen, sind die jeweils ausführlich dargestellten Richtlinien der Visualisierung (Pinnwände, Kärtchen u.a.m.), Anforderungen an den bzw. die Moderatoren C, Hebammenfunktion ", Methodenspezialist und -vermittler), Frage- und Antworttechniken (Zuruf, Karten, Mind Maps) sowie die Planung des Ablaufs. Es gelingt dem Autor, die einzelnen Aspekte gleichermaßen systematisch und anschaulich vorzustellen. Indem er, wie auch im zweiten, der Methode Zukunftswerkstatt gewidmeten Teil, exemplarisch Anwendungsbereiche benennt, ist dieser Titel Einführung und Handbuch zugleich. Der ganz auf die Praxis und auf Selbsterprobung abzielende Charakter wird durch zahlreiche Schautafeln, Graphiken und eine den gesamten Text begleitende Schlagwortleiste vorteilhaft unterstrichen. Ebenso detailliert widmet sich der Autor auch der "Zukunftswerkstatt" r die im Gegensatz zur Moderationsmethode stärker auf die Phantasie und emotionale Dynamik der Teilnehmer und die Umsetzung der Ergebnisse im Sinne einer Demokratisierung der Gesellschaft setzt und hinsichtlich der erforderlichen Materialien bei weitem weniger, in Bezug auf die Moderatoren indes mehr Anforderungen stellt. Von den in der theoretischen Darstellung etwas trockenen Variationen hinsichtlich der Auswahl, Strukturierung und Vertiefung von Beiträgen sollten sich Einsteiger keinesfalls entmutigen lassen. Daß Dauscher vielmehr die Vorzüge beider Ansätze benennt, zum Methodenmix rät und vor allem immer wieder dazu motiviert, die graue Theorie zugunsten der Praxis hinter sich zu lassen, zeichnet ihn und diesen Band aus. W Sp.

Dauscher, Ulrich: Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt. Neuwied (u.a.): Luchterhand, 1996. 215 S.