mittenmang dabei!

Ausgabe: 2015 | 3
mittenmang dabei!

image014Ausgehend von einem Politikbegriff, der das „Politische“ als Planen und Handeln der Bürger-Innen im und für das Gemeinwesen definiert (vgl. S. 20), bietet das Projekt „mittenmang dabei!“ eine gänzlich neue Sicht auf bürgerschaftliches Engagement. Meist ist vom Engagement für ausgegrenzte, diskriminierte Menschen die Rede. Hier geht es darum, Menschen beim Sprung vom „bedürftigen Objekt“ sozialer Hilfen zum freiwillig engagierten Subjekt zu unterstützen. „Die Grundlage des mittenmang-Projekts ist die Auffassung, dass nicht alle Bürger- Innen Zugang zum bürgerschaftlichen Engagement haben und ihnen damit Chancen zur Mitwirkung und für soziale Anerkennung verschlossen bleiben.“ (S. 18) Angedacht wurde auch, beeinträchtige Menschen als Freiwillige zu gewinnen.

Berichtet wird im Folgenden über die Erfahrungen mit 120 längerfristig Engagierten in Freiwilligenzentren für Menschen mit und ohne Behinderung. „Die meisten behinderten Freiwilligen waren psychisch, einige körperlich und kognitiv beeinträchtigt oder hatten mit Kombi- nationen davon umzugehen. Eine Reihe von Freiwilligen hat mit Belastungen wie Langzeitarbeitslosigkeit, fehlender Förderung im Bildungsbereich oder Armut zu kämpfen. Andere suchten Wege aus sozialer Isolation oder Aufgaben für einen erfüllten Ruhestand.“ (S. 9)

In den Projekten wurden mindestens zwei Formen des Engagements unterschieden: eine eher funktionale Form umfasst Aktivitäten mit zeitlich befristeten praktischen Hilfestellungen, eine andere gleicht eher einer Patenschaft mit persönlich geprägtem Engagement.

Näher beschrieben werden die „Kunst der Engagementbegleitung“, die „Annäherung an den Bildungsbegriff“, die „Wirkungen des Bürgerschaftlichen Engagements“ sowie das „Recht auf ein bürgerschaftliches Engagement für alle“. Schließlich wird ausdrücklich auf die Herstellung von Teilhabegerechtigkeit und auf die Notwendigkeit von Verteilungsgerechtigkeit verwiesen. „Eine Engagementpolitik für alle kostet Geld. Von den knappen Finanzmitteln wollen nun auch bislang machtbeschränkte Gruppen etwas haben, um ihre Mitwirkung in der Gesellschaft organisieren und gestalten zu können.“ (S. 156) In diesem Sinne müssten nach Einschätzung der Autorinnen gezielt jene Formen gefördert werden, „die das gemeinschafts- und gesellschaftsbezogene demokratische Handeln der BürgerInnen zum Ziel haben“ (S. 157) Dann aber sollte Gesellschaft als Bürgergesellschaft gedacht werden, in der Verschiedene oder Ähnliche, also alle „mittenmang dabei“ sein können, um die Gesellschaft gemeinsam zu gestalten. Alfred Auer

 Schmidt, Nicole D.; Knust, Petra: mittenmang dabei! Bürgerschaftliches Engagement als Chance. Hrsg. v. d. Stiftung Mitarbeit. Bonn 2013. 176 S. (Arbeitshilfen für Selbsthilfe- und Bürgerinitiativen Nr. 45) € 10,- ; ISBN 978-3-941143-16-6