Das vorliegende Buch will einen Überblick über die Jugendlichen im Lichte neuerer Forschungsergebnisse vermitteln. So präzise und unprätentiös wie die Einleitung diesen Anspruch umreißt, so überzeugend lösen seine sechs Abschnitte ihn ein. Sie beschränken sich nämlich keineswegs auf das bloße Referieren vorliegender Ergebnisse, sondern lassen an einem entschieden geführten, kritischen Dialog mit Methoden und Inhalten der Jugendforschung teilhaben. Defizite der eigenen Disziplin benennend, zieht der Autor die Linien von der Gegenwart in die Zukunft, indem er vor problematischen Entwicklungen warnt und politischen Handlungsbedarf anmahnt. Eine Einführung in Grundprobleme der Forschung stellt die "massiven Veränderungstendenzen, die die Jugend als Lebensphase in der Gegenwart erfaßt haben", heraus und sieht diese als "Strukturwandel", der sich folgendermaßen charakterisieren läßt: Zunahme der psychosozialen und soziokulturellen Verselbständigung, Bedeutungszuwachs der Paar-Beziehungen, Vorverlagerung der Aufnahme sexueller Beziehungen, Ausweitung der Teilhabemöglichkeiten im Bereich von Konsum und Freizeit, Ausweitung und Ausdehnung der Schulzeit sowie langes Aufschieben des Eintritts ins Berufsleben. Ein "Exkurs" behandelt schließlich den immer wichtiger werdenden Medienalltag von Jugendlichen. Als übergreifende Entwicklung, macht Lenz mit U. Beck einen gesamtgesellschaftlichen "Individualisierungsprozeß" aus. Bücher, die leserfreundliche Darstellung mit wissenschaftlicher Strenge und spürbarem persönlichem Engagement in solcher Weise verbinden, sind Glücksfälle.
Lenz, Karl: Jugendliche heute. Lebenslagen, Lebensbewältigung und Lebenspläne. Linz: Veritas-Verl., 1989. 157 S. (= Soziale Perspektiven, Bd. 5).