Die Bedeutung der lokalen Politikebene im Wohlfahrtsstaat

Ausgabe: 1998 | 2

Es ist schon eine gehörige Überraschung, wenn in einem Buch, das im Titel die Bezeichnung "moderner Staat" führt, nur Tabellen aus den Jahren 1870 bis 1912 (sic!) zu finden sind. Das soll nicht dem Autor vorgeworfen werden, der eine klare Analyse kommunaler Selbstverwaltung gerade dieser Epoche vornimmt.

Dennoch handelt es sich - und der Verlag weiß wohl, warum - um einen eklatanten Etikettenschwindel, der all jene enttäuschen muß, die aufgrund des Titels Thesen, Analysen o.ä. zur derzeitigen Debatte über Wohlfahrtsstaat. Verwaltungsreform, soziale Dienstleistungen usw. erwarten. Statt dessen erfahren wir, daß um etwa 1900 in 25 preußischen Städten zwischen 50 und 100% (nicht sehr genau, oder?) der Stadtverordneten Hausbesitzer waren; daß die landwirtschaftliche Bevölkerung von 1855 bis 1910 von 18,5 Mill. auf 18,0 Mill. zurückging, während die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung von 17,6 Mill. auf 46,9 Mill. anstieg u.a.m. Erst auf den letzten 18 Seiten kommt der Autor ansatzweise - wenn auch gehörig abstrakt - in der Gegenwart an. Leseprobe: "Der Prozeß der Aufwertung von Problemen und der Zunahme von Konflikten auf der Ebene lokaler Politik und Verwaltung wird sich fortsetzen, auch wenn es zu einer Neustrukturierung im Verhältnis von Kommune und Gesellschaft kommt." - Nun denn: ein Buch für Bibliotheken!

P.A.

Zielinski, Heinz: Kommunale Selbstverwaltung im modernen Staat. Bedeutung der lokalen Politikebene im Wohlfahrtsstaat. Opladen (u.a.): Westdt. Verl., 1997. 192 S., DM 46, - / sFr 42,50 / öS 336,-