Der Ausstieg der Grünen aus der Gesellschaft

Ausgabe: 1987 | 4

 Am 18. November dieses Jahres wurde - ohne die Grünen - die -Heinrich-Böll-Stiftung« gegründet. Das Scheitern einer parteinahen, unabhängigen Stiftung ist für Schmid Ausdruck »der panisch-bösartigen Furcht- davor, »jemand anderes als der Funktionärskörper könne Verfügung über die heißgeliebten Gelder des verhassten Staates bekommen«, »Die Grünen haben sich lieber doch an Max Weger gehalten und das bemerkenswerte Kunststück fertig gebracht, eine stinknormale Partei kaderistischer Ellenbogenherrschaft auf die Beine zu stellen, die nicht müde wird, einem allmählich ungläubiger werdenden Publikum in frecher Unschuld mitzuteilen, sie sei ganz anders.« Die Abkoppelung von der Basis ist für Schmid das schlimmste an dieser Partei«, einem kleinen bienenfleißigen, hochbürokratischen und in sich selbst rotierenden Monster«, Der Grund liegt seiner Ansicht nach in der Vereinnahmung der Grünen durch Traditionslinke. Weiters hätten es die „Realos“ nicht geschafft, in- und außerhalb der Partei Reformpolitik als Vision erscheinen zu lassen. Schließlich geht der Autor auf die Schwierigkeiten der Intellektuellen mit Politik und der Politik mit Intellektuellen ein. Das schwierige Verhältnis beider zueinander resultiert nicht zuletzt aus dem Wunsch der Intellektuellen nach Institutionalisierung kleiner »Radikalität«, die sie sich selbst nicht zutrauen. Schmid fordert sie auf, sich einzumischen. Das Scheitern der Stiftung, die ein geistiges Zentrum im Umfeld der Grünen hätte werden sollen, wertet Schmid als Chance. Es könnte ein Vorteil sein, dass der staatliche Geldfluss ausbleibt, da so die "Paradoxien des Überflusses" leichter gemieden werden können.

Schmid, Thomas: Wo bleibt die Basis? Der (unaufhaltsame?) Ausstieg der Grünen aus der Gesellschaft. In: Die Zeit. 1987, Nr. 45 v. 30.10., S49-51