Das Geldsyndrom

Ausgabe: 1993 | 4

Wir gehen am meisten damit um und wissen am wenigsten davon: Geld. Allenfalls wissen wir vom Sprichwort her, daß es die Welt regiert. Auf welche konkrete Art und Weise aber die Münzen und Scheine uns alle fest im Griff haben, das zeigt Helmut Creutz Schritt für Schritt auf. Mit mehr als 250 Fragen überschreibt er seine Kapitel und gibt anschließend die Antwort. Von Fragen wie: "Warum ist ein Stück Papier mit einem Herstellungswert von 25 Pfennigen eigentlich 1000 Mark wert?" bis zu "Hat der Krieg tatsächlich mit Zins zu tun 7" - reicht die Palette. Als Autodidakt in Sachen Geld(un)wesen nähert er sich in für jeden Laien verständlicher Form der Aufklärung von Fragen wie: Warum brauchen wir jedes Jahr ein Wirtschaftswachsturn. warum wird trotz dieses Wachstums die Armut selbst in den reichen Industrienationen immer größer oder warum sollen wir eigentlich immer mehr anstatt weniger arbeiten, obwohl uns doch heute Maschinen weitestgehend die Güterproduktion abnehmen?" Helmut Creutz beläßt es aber nicht bei einem einfachen Frage- und Antwortspiel, sondern zeigt im letzten Kapitel ganz konkrete Vorschläge zur Verhinderung der umfassenden, vom Geldsystem hervorgerufenen wirtschaftlichen und sozialen Schäden auf. Er setzt dabei auf grundlegende Veränderungen: im Wesentlichen auf die konstruktive Umlaufsicherung des Geldes. Der Autor bleibt mit seinen Veränderungsvorschlägen im System der Marktwirtschaft. Er baut nicht so sehr auf ein allmählich bewußteres und verantwortlicheres wirtschaftliches Handeln, wie es z. B. der Zinsverzicht wäre, als auf einen weiteren, selbstregulierenden und anonymen Mechanismus zur erzwungenen Verhinderung des Egoismus, auf dem die Marktwirtschaft ehern gegründet ist. Damit könnte allerdings auch eine weitere Chance zur Bewußtseinsentwicklung der Menschheit vertan sein. Dennoch: würden sich mehr Menschen anhand von Creutzs Buch mündig machen und das mit Hilfe des Geldes getriebene Machtspiel durchschauen, wäre ein enormer Schritt vorwärts geschehen. W.W.

Creutz, Helmut: Das Geldsyndrom: Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft. München: Wirtschaftsverlag Langen Müller Herbig, 1993.447 S., DM 48,-/ sFr 40,- / öS 375