Die Anthropologie der Umweltzerstörung

Ausgabe: 1991 | 1

 Vielfältige Mechanismen im Steuerungssystem des Menschen und seiner Kultur sind für unser destruktives Verhalten gegenüber der Umwelt verantwortlich. Der Autor erinnert an die "ignoranten Optimisten der sekttrinkenden Luxusklasse, welche die Titanic für unsinkbar hielten" - und dann ebenfalls untergegangen sind. Bevor allerdings eine wirksame Therapie einsetzen kann, ist die umfassende Kenntnis der Ursachen zukunftsbezogener Probleme notwendig. Vor dem Hintergrund der Evolution beleuchtet Verbeek einzelne Bereiche der menschlichen Psyche. Er stellt dabei Ergebnisse aus den verschiedensten Disziplinen, insbesondere der Verhaltensforschung und der Psychologie vor. Beschrieben wird beispielsweise das bekannte Milgram-Experiment (über den menschlichen Gehorsam), der Zwang zur Macht und der Homo consumens. "Man kauft sich Dinge, die man nicht braucht, mit dem Geld, das man nicht hat, um den Leuten zu imponieren, die man nicht mag", meint Verbeek zynisch. Im letzten Kapitel wird eine begründete Heilungsstrategie entworfen. Die Rede ist von "prägungsartigen Vorgängen", die jedoch nicht irreversibel sind. Vorschläge zu einer Ressourcensteuer, zur Beseitigung des Wohnraum- und Abfallproblems sowie einmal mehr - der Ruf nach einer neuen Ethik werden erhoben. Der Unternehmer müsste zunächst alles einem übergeordneten Zweck widmen und erst danach möglichst große Gewinne machen. Eingeräumt wird, dass der Umgestaltung unserer Zivilisation nach ökologischen Erfordernissen unsere psychischen Dispositionen im Wege stehen. Deshalb einen „neuen" Menschen zu fordern, hält Verbeek für unsinnig; wir müssen mit dem auskommen, den es gibt. Evolution: Mensch Umweltzerstörung

Verbeek, Bernhard: Die Anthropologie der Umweltzerstörung. Die Evolution und der Schatten der Zukunft. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1990.279 S., DM 35,- / sFr 29,70/ öS 273