Strategic Foresight

Ausgabe: 2009 | 3

Trend- und Zukunftsforschung wird für Unternehmen immer wichtiger. Die wachsende Ungewissheit über die zentralen Entwicklungen der Zukunft fördert das Bedürfnis, darauf adäquat reagieren zu können. Als Instrument dafür eignet sich „Strategic Foresight“, das jedoch nur dann wirkungsvoll genutzt werden kann, „wenn es in enger Wechselwirkung zur Unternehmensstrategie und möglichst präzise dem eigenen Unternehmenskontext angepasst eingesetzt wird“ (S. V). Insofern soll das Konzept mittel- und langfristig wesentlich dazu beitragen, die künftigen Bedrohungen und Unsicherheiten zu minimieren (siehe Praxisbeispiele). Dabei bildet das „Scanning“ des Unternehmensumfeldes eine wichtige Voraussetzung strategischer Entscheidungsfindung.

 

Die Methodenwahl erfolgt in der Regel situativ und abgestimmt auf die Fragestellungen und Bedürfnisse des Unternehmens. Zwei grundlegende Entwicklungen werden im Bereich der strategischen Trend- und Zukunftsforschung festgehalten: 1. der vermehrte Einsatz qualitativer Methoden sowie 2. der vermehrte Einsatz der Szenarientechnik. Zum Einsatz kommen aber auch das Roadmapping, die Delphi-Methode, das Business Gaming oder Wild Cards sowie partizipative Methoden.

 

Den Schwerpunkt des vorliegenden Bandes bilden fünf ausführliche Praxis-Fallstudien, in denen nicht nur aktuelle Foresight-Ansätze namhafter internationaler Großunternehmen aufgezeigt, sondern auch die Entwicklung bzw. Transformation dieser Ansätze in den letzten Jahren besprochen werden. Angeboten wird bei „Trend-Ratgebern“

 

dieser Art ein konkretes Toolset zum „Selbermachen“, um strategische Foresight-Aktivitäten als Grundlage der Strategie- und Innovationsarbeit im eigenen Unternehmen erfolgreich zu implementieren und zu nutzen.

 

Insgesamt, so ein Fazit aus den Fallstudien, üben Marktverhältnisse und unternehmensstrategische Bedingungen einen starken Einfluss auf Entwicklung und Ausgestaltung des strategischen Foresight-Prozesses aus. Unbestritten ist auch, dass die Methode „einen festen und elementaren Bestandteil alltäglicher strategischer Managementarbeit in einem Unternehmen bildet“ (S. 229).

 

 

 

Praxisbeispiele

 

In der „Society and Technology Research Group“ der Daimler-Chrysler AG wird, so die Autoren, der Leistungs- und Projektumfang regelmäßig neu ausgehandelt. Insofern ist dort die alltägliche Foresight-Arbeit der rund 35 Mitarbeiter sehr stark kunden- und effizienzgetrieben (vgl. S. 73). Im Rahmen der Fallstudie zu „Corporate Research & Innovation“ der TUI AG, einem der weltweit größten Touristikkonzerne mit Sitz in Hannover, zeigt v. a. die Komplexität der Anpassungsprozesse, dass die vorherrschenden Markt- und Wettbewerbsverhältnisse einen starken Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung des Foresight-Prozesses ausüben (vgl. S. 102). Die Entwicklung folgte den Prinzipien evolutionären Wandels im Sinne kontinuierlicher Optimierungsprozesse. Die weiteren Beispiele beschäftigen sich mit der BASF AG (Strategic Planning & Controlling), mit dem „Macro-Trends-Team“ als internes Kompetenzzentrum für langfristige sozioökonomische Umfeld- und Trendanalysen (bei der Deutschen Bank Research) sowie mit dem Werkzeug- und Maschinenbauer Hilti AG.

 

Im Anhang findet man eine Liste bisheriger Studien zum Einsatz strategischer Trend- und Zukunftsforschung in Unternehmen sowie die bereits erwähnten Tools (Fact-Sheets) zu verschiedenen Methoden. Das Konzept der Strategic Foresight wurde in den vergangenen Jahren auch auf politischer Ebene in verschiedenen Staaten erprobt (vgl. Strategic Foresight. Antizipation und Handlungsfähigkeit. In: CSS Analysen zur Sicherheitspolitik d. ETH Zürich. Nr. 52, 4/2009). A. A.

 

Müller, Adrian W. ; Müller-Stewens, Günter: Strategic Foresight. Trend- und Zukunftsforschung in Unternehmen. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2009. 255 S., € 94,95 [D], 97,80 [A], sFr 161,40

 

ISBN 978-3791028682