Die Donut-Ökonomie

Ausgabe: 2018 | 3
Die Donut-Ökonomie

Donut-Oekonomie als ein Wirtschaftsmodell das den Planeten nicht zerstört von Kate RaworthAuch die britische Ökonomin Kate Raworth hat sich mit "Die Donut-Ökonomie" daran gemacht, die Mythen der klassischen Wirtschaftslehre zu dechiffrieren. In ihrem soeben auf Deutsch erschienenen Buch „Donut-Ökonomie“ hinterfragt sie Annahmen wie den „homo oeconomicus“ als ausschließlich eigennützig handelndes Wesen, das Funktionieren des „Marktmechanismus“ als selbstregulierende Instanz oder das BIP als Wohlstandsmaß. Ihr „Donut“-Diagramm symbolisiert das Existenzminimum jedes Menschen:  die soziale Untergrenze (Innenkreis) und die begrenzten Ressourcen (Außenkreis). Beides müsse in Einklang gebracht werden, die globale Wirtschaft in diesem „ökosozialen Korridor“ angesiedelt werden. Derzeit lebten aber noch immer viele Menschen unter dem Existenzminimum, während andere in ökologischer Perspektive weit über ihre Verhältnisse konsumieren.

Donut-Ökonomie versus herkömmliche Ökonomie

„Es ist mir egal, wer die Gesetze eines Landes schreibt, solange ich die Lehrbücher für Wirtschaftswissenschaft schreiben kann.“ Mit diesen Worten zitiert Raworth Paul Samuelson, einen Vertreter der Neoklassik, dessen Werke in Millionenauflage verkauft wurden und noch immer als Standard gelten. Nicht nur Arroganz, sondern auch ein treffendes Bild der derzeitigen Realität spiegelt dieser Ausspruch. Die Kontrahentin, eine langjährige Mitarbeiterin der NGO Oxfam, die nun an der Oxford-Universität lehrt, tritt an, Wirtschaftswissenschaften neu zu schreiben. Den Diagrammen und Modellen der herkömmlichen Ökonomie setzt sie neue Bilder entgegen, etwa das Eingebettet-Sein der Ökonomie in die Natur und Gesellschaft oder die Ergänzung des Marktes durch die wirtschaftlichen Sphären des öffentlichen Sektors, der Haus- und Sorgewirtschaft sowie der Allmenden. Als „Designprinzipien“ für die neue Wirtschaft sieht Raworth Verteilungsgerechtigkeit und Nachhaltigkeit, nicht Profit und Konkurrenz. Der Markt sei wichtig, aber nicht alles. Eine plurale Ökonomie erfordere etwa andere Wohlstandsindikatoren, Gemeinwohlbilanzen für Unternehmen sowie eine andere Geldpolitik mit Negativzinsen und Komplementärwährungen. Unternehmen müssten demokratisiert, Strukturen einer „Open Source Circular Economy“ entwickelt werden.

Wenn es stimmt, dass Häufigkeitsverdichtungen neuer Ansätze irgendwann zu neuen systemischen Lösungen führen, dann leistet dieses Buch einen wichtigen Beitrag dazu. Kate Raworth versteht es, ihr Anliegen medienwirksam zu vermitteln, wie Youtube-Videos im Internet zeigen. Der Hanser-Verlag kündigt die Ökonomin gleich als „Keynes des 21. Jahrhunderts“ an, welche die Wirtschaft revolutionieren werde. Hans Holzinger

 

Raworth, Kate: Die Donut-Ökonomie.Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört München: Hanser, 2018. 480 S., € 24,- [D], 24,70 [A] ISBN 978-3-446-25845-7