Die Negawatt Revolution

Ausgabe: 1991 | 4

Auf den wenigen Seiten eines Zeitschriftenartikels präsentiert er außerordentlich wichtige Ideen. Nach ihm wenden US-amerikanische Unternehmen jährlich 93 Mrd. $ für Elektrizität auf, wovon 25-45% für Beleuchtung verbraucht werden (etwa %direkt, das restliche Viertel benötigen Gegenmaßnahmen gegen die durch die Leuchtquellen erzeugte Wärme). Zwi-   sehen 80 und mehr als 90% dieser Energie könnte eingespart werden, wenn man auf die effizienteste heute verfügbare Beleuchtungstechnik umrüstete (wie vom Computer entworfene Reflektoren oder neue Lampen, die mehr Licht pro Watt und bessere Farben abgeben). Allein der Ersatz von Glühlampen durch kompakte Leuchtstofflampen - die außerdem 4 bis 13mal so lang halten - könnte die Beleuchtungsrechnungen um 75 bis 85% reduzieren. "Insgesamt haben diese auf dem Markt bereits erhältlichen Beleuchtungsinnovationen das Potential, ungefähr ein Viertel des nationalen Stromverbrauchs zu sparen - zu Nettokosten von knapp Null." In den USA würde das 120 Kraftwerke der Größe von Tschernobyl ersetzen können, deren Bau 200 Mrd. $ erforderte und deren Betrieb mehr als 30 Mrd. $ pro Jahr kostet. "Das ist wahrscheinlich die größte Goldmine in der ganzen Wirtschaft. " Neben der Beleuchtung stellen wahrscheinlich die Motoren die nächstgünstige Einsparungsgelegenheit dar. Motoren stehen für zumindest 2hdes industriellen Stromverbrauchs und für etwa 53-60% des gesamten Stromverbrauchs der USA. Zwei Maßnahmen, die bereits breite Anerkennung gefunden haben, sind neue hocheffiziente Motoren, die mit der halben Strommenge auskommen, wie noch vor zehn Jahren nötig war, indem sie u.a. elektronische Regler nutzen, die die Geschwindigkeit an die Produktionserfordernisse anpassen. Weitere 33 Verbesserungen in der Motortechnik wurden vom RMI erfasst; würden sie alle eingeführt, könnte der Stromverbrauch durch Motoren um die Hälfte reduziert werden, was wiederum einer Einsparung von 80-190 großen Kraftwerken entspräche. Nochmals 50% des verbleibenden Stromverbrauchs könnten durch Verbesserungen der Maschinen gekappt werden, die die Motoren antreiben (z. B. indem man von Keilriemen auf Synchronriemen umstellt). Eine andere RMI-Studie weist darauf hin, dass "die Einführung der an die 1000 besten gegenwärtig auf dem Markt befindlichen stromsparenden Innovationen allein im öffentlichen Gebäude- und Maschinenpark ungefähr %des Gesamtelektrizitätsverbrauchs einsparen könnte, wobei die durchschnittliche Amortisationszeit etwas mehr als ein Jahr betrüge und dieselben oder verbesserte Dienstleistungen möglich wären". Zu den Hindernissen, warum diese Möglichkeiten nicht realisiert werden, zählen die Gleichgültigkeit oder die Gegnerschaft etwa eines Drittels der ausrüstenden Industrie, ferner ein Mangel an Anreizen für Beschaffungsverantwortliche, sich die Effizienz angelegen sein zu lassen sowie die zehnfache Amortisationsschere zwischen Verbrauchern mit einem Horizont von 2 Jahren und Gütern mit einer Einsatzdauer von 20 Jahren. Viele Hersteller versuchen, diese Diskrepanz durch Kreditpläne, Rabatte und Geschenke auszugleichen. Eine andere Möglichkeit Effizienzbewusstsein zu fördern, wäre die Schaffung von „Neqawatt-Märkten". wo „Neqawatts" (= eingesparte Watts) in Ausschreibungen und Sekundärmärkte Eingang fänden. Der Autor zieht den Schluss, dass Technologien zur effizienten Energienutzung global einen Markt in der Dimension von Billionen Dollar jährlich darstellen und dass US-amerikanische Unternehmen hier das Zeug zur Marktführerschaft hätten. Lovins zitiert auch noch eine andere Studie des RMI, wonach 1 Dollar, der für Nuklearenergie ausgegeben wird, weniger als ein Siebentel an kalorisch gewonnener Energie ersetzen kann, als wenn er für möglichst effiziente Energienutzung ausgegeben würde". Wer steigt in den Ring?

Amory B. Lovins: The Negawatt Revolution. Across the Board 27/9, Sept. 1990, S. 18-23.  In:  Amory B. Lovins ist Forschungsdirektor des Rocky Mountain Instituts (RMI) in Snowmass, Co./USA.