Der unfaire Handel, die dritte Welt in der Handelsfalle

Ausgabe: 1995 | 1

Genießen Sie vielleicht gerade eine Tasse Tee oder Kaffee, während Sie diese Rezension lesen? Dann sehen Sie bitte einmal auf der Packung nach, von wem und zu welchen Bedingungen dieses Genußmittel produziert wurde. Die Konsumenten in den entwickelten Ländern sind sich großteils nicht darüber im klaren, welche Bedingungen am anderen Ende der Handelskette herrschen und wie die Produzenten durch die Austauschverhältnisse zwischen Nord und Süd benachteiligt werden. Die sogenannten sitzen in der Handelsfalle. Meist produzieren sie nur einen oder sehr wenige Rohstoffe und sind vom Export derselben abhängig, um für ihre Kredittilgungen und (wenigen) Importe aufkommen zu können. Sozialleistungen und Umweltschutzmaßnahmen kommen dabei - wohl auch wegen Korruption an höchsten Regierungssteilen - zu kurz.

Um ihre Situation zu verbessern, versuchen diese Länder dann, die Produktion zu erhöhen, was den Weltmarktpreis drückt, da die Nachfrage konstant bleibt. Außerdem stoßen sie auf Handelsschranken, welche sich in Form von Zöllen und Einfuhrobergrenzen, aber auch als nichttarifäre Handelshemmnisse wie bestimmte Oualitätsstandards konkretisieren. Generell besteht die Tendenz, weiterverarbeitete Produkte aus dem Süden von den Märkten der industrialisierten Nationen auszuschließen. Multilaterale Handelsübereinkommen wie GATT und UNCTAD werden von der Autorin als protektionistisch entlarvt, da sie den Entwicklungsländern keineswegs (wie in den Grundsatzpapieren verankert) gerechte Terms-of-Trade sichern. Dies scheitert an der fehlenden Einwilligung der drei Handelsblöcke, die sich allmählich herauskristallisieren: c, EU und Japan. Der Einfluß der transnationalen Konzerne, deren Jahresumsatz oft das BSP einzelner ärmerer Staaten übersteigt, tut ein übriges zur Verschlechterung der Situation. Um die Not der Kleinproduzenten und Arbeiter im Süden etwas zu lindern, haben sich Gesellschaften für "fairen Handel" etabliert, die mittels Gütesiegeln auf den Endprodukten darauf hinweisen, daß diese akzeptablen Bedingungen von Erzeugergenossenschaften vor Ort eingekauft wurden. Vertreter alternativer Handelsorganisationen geben der Hoffnung Ausdruck, daß das Konsumverhalten im Norden aufgrund wachsenden Wissens bald von einem Oualitätssiegel, das oben genannte Bedingungen garantiert, positiv stimuliert werden könnte.

C. H.

Der unfaire Handel. Die dritte Welt in der Handelsfalle und mögliche Auswege. Hrsg. v. Belinda Cooie. Stuttgart: Schmetterling-Verl., 1994.237 S., ca. DM / sFr 29,80 / ÖS 233,-