Der Atommüll-Report

Ausgabe: 1989 | 2

Vier Wissenschaftler, Experten für Reaktorsicherheit, Radiologie und Wiederaufarbeitung beschäftigen sich im vorliegenden Buch mit den ungelösten Problemen der Entsorgung des atomaren Abfalls. Wie drastisch gezeigt wird, handelt es sich dabei um fundamentale Fragen der Atomenergienutzung. Charakteristisch für die Entsorgungsproblematik ist die Verknüpfung verschiedenster Einzelprobleme. Jeder Verfahrensschritt aber auch dessen Unterlassung zieht unter Umständen schwerwiegende Folgen nach sich. "Die meisten Schritte sind nicht reversibel...“

Damit der Leser seine eigenständigen Bewertungen in der vertrackten Entsorgungsdiskussion vornehmen kann, erfolgt zunächst die Darstellung des Ist-Zustandes (Art, Menge und Zusammensetzung) der Abfälle sowie ein Rückblick auf die bisherige Entwicklung. Dabei wird klar, daß eine endgültige "Beseitigung abgebrannter Brennelemente bisher und in absehbarer Zukunft nicht möglich ist. Die "heiße Spur" der Brennelemente endet bisher in allen möglichen Zwischenlagern. Ausführlich wird auf die zentralen Probleme der Endlagerung (Mengen, Zeitbegriff)' auf konkrete Endlagerprojekte in der BR Deutschland eingegangen. Die Wertung der Ergebnisse führt zu einer ernüchternden Erkenntnis. In den abschließenden Kapiteln werden Funktionsweise und Risiken sowie die wechselvolle Geschichte der Planung der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf behandelt. Festgehalten wird, daß ein Entsorgungskonzept wie Wackersdorf ohne Endlager eben kein solches ist. Sarkastisch fragen die Autoren, wie die Betreiber, die "nicht einmal das Genehmigungsverfahren in den Griff bekommen (... ) dann später diese extrem gefährliche Anlage unter Beachtung aller für den Schutz von Beschäftigten und Bevölkerung geschaffenen Vorschriften ordnungsgemäß betreiben wollen? Die Abschätzung künftiger Entwicklungen bei unveränderter Atompolitik ist alles eher als ermutigend. "Bis zum Jahre 2000 wird sich voraussichtlich der Atommüll mehr als versechsfachen, und auch mit Problemen neuer Qualität ist zu rechnen. Bis zur Jahrtausendwende ist mit einer Entlademenge von etwa 600 Tonnen jährlich zu rechnen. "Bei einer mittleren Schätzung der entstehenden Abfallmenge pro Reaktor kommen bis zum Jahr 2000 etwa 95000 Kubikmeter schwach- und mittelaktiver Abfälle durch den normalen, umbau- und störfallfreien Betrieb der Atomkraftwerke zusammen. Abfälle aus dem Abriß von Atomkraftwerken und die Rücksendung der Abfälle aus der Wiederaufarbeitung im Ausland werden weitere Fragen aufwerfen.     Das Ausmaß der Entsorgungsprobleme im Detail ist erschreckend. Derzeit lagern abgebrannte Brennelemente in den Kompaktlagern der Reaktoren, soweit sie nicht in La Hague, Karlsruhe und Windscale/Sellafield zur Wiederaufarbeitung verbracht werden. Durch diese riskante Praxis ist die Grundlage für den nächsten Atommüllskandallängst gelegt. Man braucht nur noch darauf zu warten.

Der Atommüll-Report. "Entsorgung ", Wiederaufarbeitung, Lagerung: das offene Ende der Atomwirtschaft. Eine Publikation des Öko-Instituts. Hamburg: Rasch und Röhring, 1989. 214 S.