Eine gemeinsame Währung für Europa

Ausgabe: 1992 | 2

Dies ist eine der ersten polit-ökonomischen Auseinandersetzungen mit dem EG-Gipfel von Maastricht und dem dort gefassten Beschluss zu einer gemeinsamen europäischen Währung. Theresia Theurl geht in ihrer Analyse einen eigenwilligen Weg: In einem historischen Teil diskutiert sie sechs Beispiele für Währungsunionen aus dem 19. Jahrhundert und behandelt dabei v.a. die Gründe für deren Erfolg bzw. Misserfolg. Aus der Geschichte der Währungsunionen zieht sie zwölf Lehren für die Zukunft der Europäischen Monetären Union. Die wichtigsten davon:

  • Währungsunionen bildeten immer Instrumente zur Aktivierung, Realisierung und Konservierung von Visionen; in die konkreten Umsetzungsprozesse gingen jedoch heterogene, von nationalen Interessen geprägte Motive ein, die die Funktionsfähigkeit der Unionen wesentlich beeinflussten. Dieser Prozess kann für die Europäische Währungsunion heute noch nicht analysiert werden;
  • Alle Währungsgemeinschaften, die nicht zugleich Politische Unionen waren, zerfielen. Auch für die Europäische Währungsunion könnten sich politische Souveränitätsrechte als Sprengsatz erweisen;
  • Die nationale Währungspolitik ist ein Hemmnis für die Internationalisierung der Märkte
  • Geld ist ein politisches Instrument, das zur Wirtschaftssteuerung eingesetzt wird;
  • Die Gründung einer Zentralbank fördert den Zusammenhalt und schränkt nationale Interessen ein.

Als zentrale These ergibt sich daraus: Europäisierung der Währung verträgt sich nicht mit nationalen politischen Souveränitätsrechten. Die Folgerung daraus: Abschaffung staatlicher Souveränität, sonst ist das Währungs- und Wirtschaftssystem gefährdet. Als Kritiker kann man die Gegenposition formulieren: Wenn es den einzelnen Mitgliedern gelingt, möglichst viel politische Eigenständigkeit zu wahren, wird es der EG-Zentralismus schwer haben, jene Effizienz zu erreichen, die seine Befürworter anstreben. J. W 

Theurl, Theresia: Eine gemeinsame Währung für Europa. 12 Lehren aus der Geschichte. Innsbruck: Österreichischer Studien Verlag, 1992. 352 S. (Geschichte & Ökonomie; 1) DM 64,-/ sFr 54,30/ öS 438