Bäuerliche Direktvermarktung

Ausgabe: 1990 | 4

Der ländliche Raum widersetzt sich herkömmlichen Klischees: er subsumiert mehr als Volksmusik und ist längst zum Terrain eigenständiger Wirtschaftskonzepte geworden. Hier wird aus österreichischer Sicht erstmals eine Bilanz über Chancen, (Miss)-Erfolge und Ansätze der Direktvermarktungsprojekte gezogen. Theoretische Aufsätze über europäische Agrarpolitik, das österreichische Agrarsystem und die Möglichkeit bäuerlicher Innovation führen hin zur Praxis. Dass selbst ein Mostmeister eine gewaltige Durststrecke zu überstehen haben kann, zeigt der Bericht über eine Direktvermarktungsinitiative in St. Martin/Mühlviertel: Hier wurde im ersten Projekt-Jahr nach einer guten Obsternte viel Saft gepresst, der dann jedoch nicht zur Gänze abgesetzt werden konnte; im nächsten Jahr saßen die Bauern hingegen bald auf dem trockenen - und haben daraus gelernt. Experimentiert wird noch immer, die Erträge sind mittlerweile gesichert, eine weitere Produktinnovation ist in Planung. Auch im Bauernladen Graz gab's zu Beginn Schwierigkeiten, das Bemühen um Stammkunden trug jedoch Früchte - auch ideeller Art: Die hier Beteiligten sind überzeugt, dass die Umstellung auf Bioanbau gemeinsam mit der Direktvermarktung langfristig betrachtet die einzig realistische Chance für sie ist. 

Regenermel, Gaby; Schmid, Michael: Neuland. Die Wiederentdeckung bäuerlicher Direktvermarktung. Wien: Ed. Regionale, 1989. 158·S.