Wie geht´s der Welt?

Ausgabe: 2009 | 1

Gegenwärtig prägen die Finanzkrise, die politische Erneuerung in den USA und nach wie vor die Globalisierung der Märkte die gesellschaftliche Diskussion. Die Folgen dieser Entwicklungen sind ungewiss. Gewiss ist nur, dass im Weltwirtschaftssystem und auf den Finanzmärkten grundlegende Veränderungen zu erwarten sind. Geht es normalerweise in den Studien des Zukunftsinstituts um Veränderungen (Trends- und Megatrends) in Wirtschaft und Gesellschaft, gilt hier der Blick den Sehnsüchten und Wünschen der Individuen. Empirisch wurde der Status Quo der Wünsche, Werte und Bedürfnisse in mittlerweile 25 Ländern von GfK Roper Consulting erhoben. In der vorliegenden Arbeit findet man darauf zurückgehende Auskünfte, Hypothesen und Belege zur Befindlichkeit der Menschen in aller Welt. Dabei sollen Megatrends und Werte verschmelzen und „Zukunftsprojektionen auf der Grundlage einer mikroskopischen (aber weltweit abgefragten) Datenbasis“ entstehen.

 

Der Chefredakteur des Zukunftsinstituts, Eike Wenzel, und der Soziologe Oliver Dziemba fragen, welche Werte, Wünsche und Bedürfnisse bei den Konsumenten zukünftig eine Rolle spielen werden, was den Menschen wirklich wichtig ist und vor allem, welche Konsequenzen sich daraus für Unternehmen ergeben. Zweifellos haben Werte im Leben der Menschen existenzielle Bedeutung. Sie sind zwar allgegenwärtig, aber dennoch nicht sichtbar und werden weitestgehend intuitiv angewendet. Nicht zuletzt sind sie ein mehr oder weniger unbewusstes, aber wichtiges Fundament für Lebens- und Konsumentscheidungen.

 

Um zu klären, „wie es der Welt jetzt geht“, wurden im Frühjahr 2008 insgesamt 31.538 Menschen in 25 Ländern rund um den Globus befragt. In den wichtigen Nationen wurden 1.500 Interviews geführt, in Australien, Ägypten und Indonesien jeweils 1.200 Interviews. Dafür wurden zehn Wertesphären identifiziert, die nach den Beobachtungen der Forscher für Konsum- und Lebensstilentscheidungen die höchste Relevanz haben. Folgende Wertekategorien werden untersucht: Soziale Beziehungen, Intimität, Pflichtbewusstsein, Natursehnsucht, Arbeit/Karriere, Tradition, Genuss, Moral, Selfness/Gesundheit und Sicherheit. Interessant ist dabei, dass Zuversicht und Zukunftsoffenheit momentan eher außerhalb von Europa zu finden sind (Top 5: China, Indien, Kanada, Australien und Brasilien). „Mit 49 Prozent liegen Spanien und Großbritannien in Europa an der Spitze.“ (S. 21) Jüngsten Medienberichten (24.2.2009) zu Folge, ist diese Einschätzung aber wohl überholt, denn in Großbritannien geht die Angst vor einem Aufruhr der Bevölkerung wegen der Finanzkrise um, und Spanien ist ohnehin von der Krise mit am stärksten betroffen.

 

Der globale Blick zeigt, dass nicht alle Ereignisse von der Global Community in synchronisierter Weise aufgenommen werden. Auf die Frage nach der Präferenz für Zeitwohlstand oder materiellen Wohlstand geben die „globalen Konsumenten“ eine klare Antwort. „In der globalen Gesellschaft würden sich 56 Prozent für mehr Geld entscheiden, aber immerhin 37 Prozent würden dem Zeitgewinn den Vortritt lassen.“ (S. 22) Und obwohl in den meisten Staaten Westeuropas nach wie vor ein progressiver Wohlstandszuwachs für das Gros der Menschen Priorität hat, bewegt sich die Zuversichtsrate seit mehreren Jahren nach unten (vgl. S. 19)

 

Schließlich werden auf Basis der empirischen Erhebung neun Schlussfolgerungen für ein erfolgreiches Werte-Management im 21. Jahrhundert getroffen. Werte, Überzeugungen und Haltungen sind mit dem Übergang in die Wissensgesellschaft Ausdruck von bewusst gewählten Vorlieben und Neigungen. „Werte und Megatrends weisen hin auf die grundsätzlichen Wandlungsprozesse, die sich im Bewusstsein und in den Weltbildern der Menschen in immer kürzeren Abständen vollziehen.“ (S. 107) Materielle Sicherheit gehört in den westlichen Wohlstandsgesellschaften und in den ärmeren Schwellenländern gleichermaßen zu den dringlichsten Wünschen. Ein aktuelles Thema ist auch das Streben nach Glück, das von Menschen eingefordert wird. Nicht zuletzt gewinnt die Suche nach Sinn, nach Erdung und Wahrhaftigkeit wieder stärker an Bedeutung, so weitere Ergebnisse. A. A.

 

Dziemba, Oliver; Wenzel, Eike: Wie geht´s der Welt? Wertetrend-Monitor des Zukunftsinstituts. Kelkheim: Zukunftsinstitut, 2008. 113 S., € 270,-

 

ISBN 978-3-938284-43-8

 

(Bestellung: www.zukunftsinstitut.de)