Die zentrale Bedeutung der Steuerthematik ist auch Dreh- und Angelpunkt des Lösungsvorschlags bei Dirk Solte in „Weltfinanzsystem in Balance“. Der Stellvertretende Leiter des „Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung“ (FAW/n) in Ulm und Privatdozent für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen konzipierte ein Finanz- und Steuersystem (s. auch PZ 1/2010, Nr. 9), „das auf die globale Herausforderungen den Teil der Antwort liefert, der über das Geld- und fiskalische System geleistet werden kann“ (S. 14). Solte denkt dabei an zusätzliche Abgabe- und Steuerungselemente, um die Geldmengenausweitung effektiv und effizient zu steuern. Wichtig ist für ihn, dass Finanzvermögen gegenüber Realvermögen nicht benachteiligt wird. Er spricht von der „Mehrgeldsteuer“ als einer Art Mehrwertsteuer auf jede Art von Finanzprodukt. Der von ihm vorgeschlagene „7-Punkte-Plan für eine andere Finanz- und Wirtschaftspolitik“ sieht Umwelt-, Sozial- und Marktstandards vor und verbietet Öko- und Sozialdumping zur Profitmaximierung in einem globalen Vertrag. Ziel sei es, eine möglichst ressourcenverträgliche Wertschöpfung auf alle Menschen zu verteilen. Die dafür entwickelte Equity-Theorie besagt, dass sozialer Ausgleich auf Transferzahlungen oder durch eine „Mehrgeldsteuer“ ermöglicht wird (S. 50). Darüber hinaus tritt Solte für ein bedingungsloses Grundeinkommen auf Basis der weltweit verfügbaren „Common goods“, den Allmenden, ein. Dieser Ansatz basiert auf folgenden Überlegungen: Stellvertretend für einen Währungsraum veräußert die währungsspezifische Zentralbank die jährlichen Nutzungsrechte an den IWF, der diese Rechte und damit die Eigentümerschaft mit Sonderziehungsrechten (zweckbestimmten Wertpapieren, Währung für Handel mit „Common goods“) bezahlt. Wer als Unternehmen beispielsweise „Common goods“ nutzen will, muss die handelbaren Sonderziehungsrechte mit seiner nationalen Währung kaufen. Die Höhe der Grundpartizipation leitet sich aus dem nominalen Wert eines Nutzungsrechts ab. Der Zugriff auf die Gemeingüter („commons“) sollte in einer gerechten Welt allen Erdbewohnern in gleichem Ausmaß möglich sein.
Schließlich könnte, so der Autor, die Konsumbesteuerung die Herstellung weniger ressourcenintensiver Produkte fördern. Zudem sollte eine auf den Erbfall beschränkte Besteuerung von Vermögen eine „faire“ Verteilung auf lange Sicht ermöglichen und über die in Zukunft erwirtschafteten Erträge beglichen werden (vgl. S. 112).
Solte, Dirk: Weltfinanzsystem in Balance: Die Krise als Chance für eine nachhaltige Zukunft. Horizonte Verlag, 2009, 144 S., € 12,- [D], 12,40 [A], sFr 20,40
ISBN 978-3981171549