Strukturen des Aufbruchs

Ausgabe: 2001 | 3
Strukturen des Aufbruchs

„Die bisherigen Bemühungen, zentrale Weltprobleme zu lösen, sind in vielen Bereichen ohne den gewünschten Erfolg geblieben“, heißt es im gemeinsamen Vorwort der Autoren, das u. a. auch von Franz-Theo Gottwald (Schweisfurth-Stiftung, München), Rolf Kreibich (Institut für Zukunftsstudien, Berlin), Jakob von Uexküll (Alternativer Nobelpreis, Stockholm), Ursula Engelen-Kefer (Dt. Gewerkschaftsbund) und Stefan Tomek (Koordinator des Welt-Ethik-Gipfels) unterzeichnet wurde.

In diesem von der Schweisfurth-Stiftung und der Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung (Hamburg) unterstützten Band, der auch als eine der Grundlagen für den „Welt-Zukunfts-Rat“ von Jakob von Uexküll (Stifter des Alternativen Nobelpreises) dient, geht es einmal mehr um die Grundfragen, wie man – „in freiheitlich-demokratischen Strukturen – eine optimale Befriedigung menschlicher Wünsche“ erreicht und man den heute üblichen Raubbau an der Natur vermeidet (Geleitwort von Ernst U. v. Weizsäcker).

Nachdem also eine Reihe renommierter Institutionen und Persönlichkeiten benannt wurden, die in die Realisierung des vorliegenden Buchprojektes involviert waren, erschließt sich dem Leser der Inhalt des vielversprechenden Bandes erst allmählich. Ganz allgemein beschäftigen sich die Autoren mit der Schaffung von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Fehlverhalten der Menschen verhindern und zu mehr Kreativität und Effektivität anregen sollen. Durch ein neues Geld- und Steuersystem sowie durch die Verminderung des Zinsanteils an Preisen könnten die Menschen ihren Lebensstandard verdoppeln und ihre Arbeitszeit drastisch reduzieren, meint etwa Herausgeber Vladimir Svitak (im Hauptberuf Regierungs– und Unternehmensberater). Zur Realisierung dieses Unterfangens entwickelt Svitak ein sogenanntes „Integriertes Erfolgs-System“, dessen Hauptprinzipien (u. a. Respektieren der gesellschaftlichen Entwicklung nach dem Naturgesetz, Nutzen bieten kontra Gewinnmaximierung, Kooperation statt Selbermachen), und Phasen auch anhand zahlreicher Praxisbeispiele dargestellt wird.

Als Grundlagen zukunftsweisender Neuorientierung gelten, vereinfacht gesagt, eine kommunikative Gesellschaft, eine vom Kapitalismus befreite Marktwirtschaft, ein neues Geld- (in Anlehnung an Silvio Gesell und Helmut Creutz), Finanz- und Steuersystem.

Bemessungsgrundlagen für die Einkommensteuern müssten jene Produktions- und Verhaltensweisen sein, die mit ihren Wirkungen die Grundlagen des Lebens und Überlebens beeinträchtigen. „Das heißt, nicht das Verdienen, sondern das Verbrauchen muss verstärkt die Ausgangsgröße der Besteuerung werden, nicht die Einnahmen, sondern die Ausgaben!“ (S. 138) Damit wir von Verbrauchern zu Gebrauchern werden, sind die heutigen einkommensbezogenen Steuern nach und nach durch verbrauchsbezogene zu ersetzen. Auch eine Neudefinition der Arbeit sei notwendig, die allerdings mehr umfassen müsste als nur die Schaffung von Erwerbsarbeitsplätzen. Insgesamt fordern die Autoren eine Bildung, die zum Wertewandel „vom bestehenden maßgeblich quantitativ materialistischen hin zu einem maßgeblich qualitativ geistigen Denken und Handeln (beiträgt), in dem Herz und Gefühle wieder Platz haben“ (S. 170). Wir befinden uns, so die Autoren, im Übergang von der Informationsgesellschaft in eine neue Ära, den sechsten Kondratieff-Zyklus, in der auch die Ökologie zu den wichtigsten Anliegen zählen wird. Als Belege dafür sehen die Autoren auch die weltweit mehr als 2000 Beispiele der Erprobung und Verwendung von alternativer „Währungen“. A. A.

Bei Amazon kaufenStrukturen des Aufbruchs. Von der Konkurrenzgesellschaft zur Solidargemeinschaft. Svitak, Vladimir (Hrsg.). Stuttgart (u. a.): Hirzel, 2001. 206 S. (Edition Universitas) DM 37,94 / sFr 34,10 / öS 277,-