Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Entwicklung in Europa

Ausgabe: 2000 | 2

Soll das Projekt einer nachhaltigen Gesellschaft über eine von manchen geforderte, vielen belächelte und nur wenigen gelebte Vision im 21. Jahrhundert Konturen gewinnen, so ist vor allem eines gefragt: Beispiele, die über die vielfach begründete Forderung nach einem fundamentalen Wechsel einer vom Symptom des Überflusses geprägten Lebens- und Wirtschaftsweise zeigen, wie der Wandel konkret gestaltet werden könnte. Neben der begründeten Hoffnung auf ressourcenschonende Technologien kommt dabei sozialen Innovationen eine herausragende Bedeutung zu.

Der hier vorgestellte, federführend von der französischen Initiative CEDIDELP (Paris) und dem „Clearing-house for Applied Futures [CAF] (Wuppertal) unter Mitwirkung der JBZ und weiterer in der europäischen Initiative ESIE kooperierender Partner herausgegebene Band versammelt 36 Projektdarstellung, die, abgesehen von einer brasilianischen Initiative, eindrucksvoll dokumentieren, wie vielfältig in Europa abseits der quotenheischenden Medienindustrie dem Neuen Zeit und Raum gegeben wird.

Sechs Projekte konstruktiver Konfliktbewältigung (von A.I.M., einer alternativen Nachrichtenagentur in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens über den „Klub MED“, einem Schul-Mediationsprogramm in Louvaine la Neuve (B) bis hin zu einem „Netzwerk europäischer BürgerInnen im Dienste des Friedens“) werden in einem ersten Abschnitt vorgestellt. Beispiele ökologisch orientierten Zusammenlebens (vom autofreien Wohnen in der Grünenstraße (Bremen) bis zur Darstellung des „Global Action Plan“) schließen sich an. Vorwiegend privat initiierten Initiativen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit (von dem grenzüberschreitenden Projekt ALEXIS, an dem Partner aus F, L, B und der BRD beteiligt sind, bis zu den innovativen Konzepten im norwegischen Steikjer, wo durch lokale „Ideenwerkstätten“ neue Wege der Arbeitsplatzentwicklung Erfolg brachten, ist ein weiterer Abschnitt gewidmet. Beispiele solidarischen und verantwortungsbewussten Wirtschaftens sind u. a. durch „Köln-sharing“, das „TALENT-Experiment Hochschwarzwald“, die Tourismusinitiative „Grüner Koffer“, „TransFair“ und das Berliner Projekt „StattAuto“ präsent. Formen innovativer Arbeitens, Erziehens, Informierens und (Selbst)Bildens versammelt das abschließende Kapitel, wobei das Spektrum von Alpenschutzinitiativen und „Universitäten für Ausgegrenzte“ bis zu einem Projekt zur Vermittlung der Geschichte eines Pariser Stadtteils mit künstlerischen Mitteln reicht.

Ursprung, Entwicklung, Organisations- und Finanzierungskonzept der einzelnen Initiativen, Hinweise auf Erfolgen wie auch Probleme geben jeweils auf knappem Raum eine solide Basisinformation. Kontaktadressen ermöglichen die vertiefende Recherche.

Bei einem geplanten Folgeprojekt, das v. a. auch durch den Erlös aus dem Verkauf dieser Broschüre finanziert werden soll, wäre freilich größere Sorgfalt im Hinblick auf Grammatik und Orthografie wünschenswert, zumal das durchwegs hohe Niveau der Projekte gleichwertige Darstellung verdient.

In deutscher Sprache zu beziehen ist der Band bei CAF (Völklinger Str., 3 a, 42285 Wuppertal, Email: caf@clearing-house.de [DM 15,-] sowie für [öS 105,-] in der JBZ.) W. Sp.


Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Entwicklung in Europa. Hrsg. v. Ina Ranson ... Wuppertal (u. a.): Clearing-house für nachhaltiges Wirtschaften (u. a.), 1999. 126 S.