Schurkenstaat und Staatsterrorismus

Ausgabe: 2004 | 2

Aktuelle Analysen zu dem von den USA (an)geführten Krieg im Irak mit dem Ziel des Sturzes von Saddam Hussein sowie die Folgen für den Weltfrieden enthält dieser Band. Dabei werden nicht nur die zweifelhafte Argumentation für den Krieg und die Schwierigkeiten einer stabilisierten Nachkriegsordnung thematisiert, sondern auch völkerrechtliche, ökonomische und ökologische Konsequenzen einer „militärischen Globalisierung“ erörtert. Die Erosion des Einflusses der Vereinten Nationen wird ebenso aufgezeigt wie die Gefahr einer weiteren Militarisierung der internationalen Beziehungen. Der ehemalige Leiter des UN-Hilfswerks in Bagdad, Hans Graf von Sponneck, zeigt etwa die Versäumnisse und Fehler der Sanktionspolitik gegen den Irak sowie die strategischen Interessen der USA in der Region auf; der ehemalige Bundeswehrgeneral Heinz Loquai erörtert die bedenkliche Rolle der Medien als „Weichensteller zum Krieg“. Provokant liest sich die These des Politikwissenschaftlers Elmar Altvater, der hinter der US-Invasion im Irak auch die Angst der USA vor einem Bedeutungsverlust des Dollars als Leitwährung sieht, die allein die hohe Außenverschuldung des Landes ermöglicht. (So soll die irakische Führung beabsichtigt haben, das irakische Öl zukünftig in Euro zu fakturieren.) Die Beiträge machen deutlich, dass es im Interventionskrieg gegen Saddam Hussein um mehr ging als um den Sturz eines diktatorischen Regimes - von der Umsetzung der Demokratie ist ja auch der Nachkriegsirak noch weit entfernt - und dass Europa gut beraten wäre, nicht den Weg der Militarisierung, sondern jenen der Kooperation mit dem Nahen Osten zu gehen. Eine Zukunftshoffnung wird dabei in den abschließenden Beiträgen auf die breiten Antikriegsproteste und die zivilgesellschaftlichen Bewegungen für eine andere Globalisierung gesetzt. H. H.

 

Schurkenstaat und Staatsterrorismus. Die Konturen einer militärischen Globalisierung. Hrsg. v. Österr. Studienzentrum f. Frieden u. Konfliktlösung. Münster: Agenda-Verl., 2004. 239 S. (agenda Frieden; 46) € 24,00 [D], 24,70 [A], sFr 42,10 ISBN 3-89688-205-8