Die kürzliche Ankündigung des Apple-Chefs Steve Jobs, Apple werde den Quellcode seines neuen Profi-Betriebssystems offenlegen, ist der jüngste Paukenschlag in einer Entwicklung, die seit einiger Zeit den Softwaremarkt zunehmend irritiert. Bisher hat ja vor allem das weltgrößte Softwarehaus Microsoft die Quellcodes seiner Produkte geheimgehalten und damit viel Geld verdient - allerdings nach Meinung vieler auf Kosten der Qualität. Mit der Offenlegung des Quellcodes verzichtet der Hersteller zwar auf die unmittelbare Möglichkeit, diesen gewinnbringend zu verkaufen, er tauscht dafür aber die Mitarbeit vieler Interessierter ein, die Fehler aufspüren und das Programm verbessern helfen.
Klingende Namen der Branche wie IBM, Corel, Netscape, Novell oder Sun experimentieren schon mit diesem neuen Konzept, und das auf Open-Source-Basis entwickelte alternative Betriebssystem LINUX läuft bereits auf einem Fünftel aller neuen Netzcomputer. Wenn es der Open-Source-Bewegung gelingt, noch vorhandene Schwachstellen zu beseitigen, wird es möglicherweise den Softwaremarkt fundamental umgestalten.
W.R.
Siegele, Ludwig: Offen, frei und gratis. Die Open-Source-Bewegung könnte die gesamte Softwarebranche umkrempeln. In: Die Zeit 29/1999 (15. 7. 1999)