Öko-Populismus?

Ausgabe: 2015 | 2

Dass die Wiederherstellung der Ökosysteme eines anderen Wirtschaftens bedarf, haben die hier dargelegten Publikationen deutlich gemacht. Ambivalent ist in diesem Kontext der abschließend  vorgestellte Titel. Manfred Luks, selbst Mitaufbereiter des Postwachstumsdiskurses („Endlich im Endlichen“), legt sich in seinem Buch „Öko-Populismus“ gerade mit den in der Öffentlichkeit derzeit wohl am bekanntesten Kollegen an, dem Gründer des Gemeinwohlökonomie-Konzepts Christian Felber (s. PZ 2014/4) sowie dem radikalen Postwachstums-Verfechter Niko Paech. Im Wesentlichen wirft Luks den beiden Simplifizierung, Gesinnungsterror, mangelnden Humor sowie Ausblendung realer Macht- bzw. Marktverhältnisse vor. Luks wirft damit durchaus richtige Fragen auf, etwa ob die Gemeinwohlökonomie in der Tat durch Wirtschaftskonvente verbindlich gemacht werden kann oder ob das Konzept der Dualwirtschaft von Paech – 20 Stunden Erwerbsarbeit und 20 Stunden Eigenarbeit – Mehrheiten in der Bevölkerung finden würde. Er übersieht dabei jedoch, dass weder die Gemeinwohlökonomie noch die Postwachstumsperspektive in sich geschlossene, oder gar die alleinige Wahrheit für sich beanspruchende Modelle darstellen. Vielmehr sind es Diskussionsangebote, um die eingefahrenen Diskurse über Wirtschaft und Wohlstand zu hinterfragen. Die zugrunde liegenden Schriften sind somit keine wissenschaftlichen Lehrbücher; sie haben vielmehr programmatischen Charakter – Niko Paechs „Befreiung vom Überfluss“ nennt sich gar explizit eine „Streitschrift“. Dies zu bedenken und die von Luks zerlegten Texte mit der von ihm selbst geforderten Ironie zu behandeln, käme der Sache wohl näher. Ambivalent sind die Ausführungen über den „Öko-Populismus“ aus folgendem Grund: Offenheit ist ein zentrales Moment, das nicht weniger für den Bereich der Nachhaltigkeit gilt. Weltuntergangs- wie Weltrettungsphantasien bringen nicht weiter. Beides würde ich aber weder Niko Paech noch Christian Felber unterstellen. Die Gefahr von Luks Ausführungen – und vielleicht würde er die oben vorgestellten Autoren ebenfalls in die Phalanx des Öko-Populismus einreihen – liegt darin, dass gerade jene, die alles beim Alten belassen und keine Veränderungen (auch der Machtstrukturen) wollen, sie als Legitimation für ihre Sichtweise gebrauchen.

Hans Holzinger

Luks, Fred: Öko-Populismus. Warum einfache ´Lösungen´, Unwissen und Meinungsterror unsere Zukunft bedrohen. Marburg: Metropolis, 2014. 244 S. € 19,80 [D], 20,50 [A], sFr 20,60  ISBN 978-3-7316-1100-4

„Der bis zum Exzess durchgehaltene Glaube, dass direktdemokratische Gremien einfach alles beschließen können und sollen, lässt einen bestenfalls ratlos zurück.“ (Fred Luks über die Gemeinwohlökonomie, Luks, S. 78)