Die technischen Neuerungen der Mobilkommunikation werden unser Leben völlig verändern. Diese Binsenweisheit sagt im vorliegenden Zusammenhang zunächst nur, daß wir mit dem Handy der Zukunft fernsehen, fotografieren, Tickets bezahlen, Datenbankverbindungen herstellen, einkaufen oder andere elektronische Geräte (im Haushalt) damit steuern werden. Zudem wird das Gerät vielleicht PIM (Personal Information Manager) heißen und mit dem heutigen Handy kaum noch etwas gemeinsam haben. Kaum zu glauben, aber wissen Sie, was mit WAP auf uns zukommt? WAP ist eine Art Mikro-Browser, mit dem Dokumente und Programme dargestellt und Befehle weitergeleitet werden können - das Handy als Internet-Gerät. Wie diese Entwicklungen unser Leben tatsächlich verändern werden, ist damit noch gar nicht angesprochen.
Die beiden Autoren, der Journalist Gerald Reischl (Der kleine Handyaner, 1998) und mobilkom-Generaldirektor Heinz Sundt, bieten eine Technikvorausschau, ohne auch nur einen Blick auf soziale und gesellschaftliche Zusammenhänge zu riskieren. Vielleicht ist es ja interessant genug zu wissen, daß es in Europa der UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) Mobilfunkstandard ab 2001 ermöglichen wird, weltweit unter einer Telefonnummer erreichbar zu sein. Und wenn man sich im Chaos der Moderne verloren hat, ist vielleicht ein GPS-Handy nützlich, damit man selbst noch weiß, wo man sich gerade aufhält.
Aber nicht nur die technischen Möglichkeiten der Telekommunikation sind überwältigend. Bei der Prognose, daß in einigen Jahren 30% der Angestellten zu Hause arbeiten werden, kommen auch die Autoren ins Schwärmen. Sie räumen zwar ein, daß der Staat hier gefordert ist, benennen aber weder die Schattenseiten dieser Entwicklung noch sozial tragfähige Perspektiven, die jenseits infotechnologischer Aufrüstung liegen.
Um der drohenden Informationsarmut (!) entgegenzuwirken, müsse - so die Verfasser - v. a. in den Schulen dafür gesorgt werden, daß alle “Zugang zu Computern und damit zum Internet haben” (S. 204). Durch den frühzeitigen Umgang mit der Virtuellen Welt, so eine der kritisch zu hinterfragenden Thesen - würden auch die sozialen Fähigkeiten der Kinder und Jungendlichen verbessert. Favorisiert werden konsequenterweise auch Online-Schulbücher, die den Druck der heute üblichen Bücher ersparen würden. Lediglich die Schultaschenindustrie müßte sich ob solcher Veränderungen ein wenig umstellen und Behältnisse für den Schul-Laptop oder das Schul-Multimedia-Handy bereitstellen.
Eine “Zeittafel der Mobilen Revolution” mit teils realistischen Ziffern, aber ebenso technologie-euphorischen und zudem unpräzisen Mutmaßungen - 2010 sind die Hälfte aller Haushalte voll automatisiert - sowie ein Glossar mit über 50 Begriffen zum Thema beschließen den einseitig argumentierenden Band. Das propagierte “Ende der Nichterreichbarkeit” und das Know-How im Umgang mit Bits und Byts sind letztlich ein nur beschränkter Beitrag zur Entwicklung Lebenskompetenz und tragfähiger Zukunft.
A. A.
Reischl, Gerald; Sundt, Heinz: Die mobile Revolution. Das Handy der Zukunft und die drahtlose Informationsgesellschaft. Wien: Ueberreuter, 1999. 228 S., DM 48,- / sFr 44,- / öS 351,-