Mika Mannermaa über Langzeitperspektiven

Ausgabe: 1992 | 3

Als Nachbereitung der 11. Konferenz der WFSF im Mai 1990 wurden kürzlich zwei Bände herausgebracht.  Thema: Das Zusammenwirken von Gegenwartsentscheidungen und vorausschauenden globalen wirtschaftspolitischen, soziologischen und ökologischen Visionen. Im Rahmen einer methodologischen Diskussion kam man u.a. zu folgendem Ergebnis': soziale Multiplikatorfaktoren beschleunigen das Entstehen einer mündigen, visionären Informationsgesellschaft, die autoritären Strukturen kritisch gegenübersteht. Politisch-ideologische Rahmenbedingungen für ökonomische Planungsstrategien führten vor allem in den Ländern des ehemaligen Ostens zu Fehlleistungen (Ungarns Situation bildete auf der Tagung einen Schwerpunkt). Vorrangige Zukunftsaufgaben dieser Länder sind die Ausbildung alternativer Organisationskulturen die auf lokale Bedürfnisse eingehen, sowie Erlangung internationalen Know-hows sowie langzeitorientiertes strategisches Management. Die Entwicklung eines Weltgestaltungswillens des Menschen wird in einem geistesgeschichtlichen Rückblick von der mittelalterlichen Prädestinationslehre über Aufklärung, Industrialisierung bis zu modernen sozialen (Evolutions)Theorien aufgearbeitet und in einer Studie über die Perspektiven einer jungen Demokratie (CSFR) konkretisiert. . Es folgen Analysen über westliche und östliche Wirtschaftssysteme. Am Beispiel Indiens werden die klassischen 3-Welt-Probleme aufgezeigt, aber auch auf Gandhis Visionen wird verwiesen. Ein interessantes alternatives Modell entwickelt ein japanischer Ökonom. Seine Utopie: eine globale "MuRatopianecoshared region" mit fairen Einkommensverhältnissen (mura = selbstversorgende Kleinstadt). Weiters werden Probleme der Urbanisierung, besonders in den Entwicklungsländern, aber auch jene einer fehlgeschlagenen Stadtplanung in den Industrieländern reflektiert. Bildungspolitische Überlegungen runden den Band mit folgender Zukunftsvision ab: Traditionelle Bildungseinrichtungen müssen sich einem Mehr an Interdisziplinarität und Interkulturalität verschreiben. Junge Universitäten, besonders der Entwicklungsländer, sollten verstärkt ein eigenständiges, auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes Profil entwickeln. M Sch.

Linking Present Decisions to Long-Range Visions. Selection of Papers from the XI. World Conference of the World Futures Studies Federation. Ed. by Mika Mannermaa. Budapest 1992. 511 S.