Die Zufriedenheit, die manche der hier zu Wort kommenden Autoren in Anbetracht des Niedergangs des ehemals real existierenden Sozialismus zur Schau stellen, befremdet. Zugegeben, es mag schlechte, unerfüllte und unerfüllbare Pläne geben; dem einst konkurrierenden System aber Planungsabsichten abzusprechen und die Marktwirtschaft nicht nur als offen und lernfähig, sondern schlichtweg als "optimal" zu bezeichnen, lässt überholte ideologische Muster und mangelnde Sensibilität für die Erfordernisse der Zukunft vermuten. Die Beiträge des ersten Abschnitts beschäftigen sich mit den Ursachen des Zusammenbruchs der Kommandowirtschaft" in der DDR, wobei u.a. das Versagen der zentralistischen Kontroll- und Motivationsmechanismen ins Treffen geführt wird. Der Mittelteil bietet acht Autoren Gelegenheit, ausgewählte Aspekte der Umstellung von "Kommando" auf "Markt" zu beleuchten. W. Nölling und W. Hankel beschäftigen sich mit währungspolitischen Aspekten, A. Steinke informiert am Beispiel des Landes Brandenburg über die Umstellungsschwierigkeiten der öffentlichen Haushalte, wobei er die Kreditwürdiqkeit der vielfach enttäuschten und frustrierten Ostbürger In Frage stellt. Das sinnvolle Ausmaß staatlicher Lenkungsmaßnahmen, die Dringlichkeit bildungspolitischer Förderung unter Berücksichtigung gewachsener Strukturen und Risiken eines "deutschen Mezzogiorno" sind weitere zentrale Aspekte dieses Abschnitts. Kurt Biedenkopf bleibt es vorbehalten, auf knappen zwölf Seiten mit trefflichen Argumenten darzustellen, dass es dringend geboten ist, das bisher zweidimensionale Konzept der Sozialen Marktwirtschaft durch tiefgreifende Veränderungen auf ein drittes, ökologisches Standbein zu stellen. Dass dies auch bedeuten kann, westdeutschen Besitzständen entgegenzutreten und den Wiederaufbau im Osten allein nach eigenen Vorstellungen zu gestalten", sind mutige, selten vernommene Ansichten. Walter Spielmann
Der Umbau. Von der Kommandowirtschaft zur Ökosozialen Marktwirtschaft. Hrsg. v. Uwe Jens. Baden-Baden: Nomos-Verlagsges., 1991. 259 S., DM 49,- / sFr 41,50/ öS 382,20