James E. Akins über das neue Arabien

Ausgabe: 1992 | 2

Akins, früherer Botschafter der USA in Saudi-Arabien vertritt in diesem Artikel die These, dass der künftige Mittlere Osten sich von dem uns bekannten unterscheiden, aber keineswegs unserem idealisierten Bild von den großzügigen Golf-Arabern nahekommen wird die ihre Reichtümer dazu nützen, um die arabische Welt im Gefolge des Golfkriegs umzugestalten. Vielmehr "wird der mittlere Osten auch weiterhin durch grelle Disparitäten zwischen den wenigen Reichen und den vielen Armen und zwischen verschiedenen nationalen und ideologischen Kräften gekennzeichnet sein, die um die Seele des Arabertums wetteifern". Riad ist entschlossen, dass Saudi-Arabien und nicht der Iran den Golf in der Nachkriegsära dominieren soll; es will das arabische Sparta, das arabische Israel sein. Es wird seine eigene Armee ausbilden, die höchstentwickelten Waffen der Welt kaufen und die Amerikaner an der Hand behalten, damit sie notfalls Beistand leisten können. Die ausländischen Arbeitskräfte in Arabien werden rasch abgebaut und durch Asiaten, vorzugsweise Nicht-Muslime, ersetzt werden. Amerikaner werden als Freunde, geladene Gäste, Protektoren - oder, ehrlicher: als Söldner aufgefasst werden. „Reichtum korrumpiert; gewaltiger Reichtum korrumpiert gewaltig, wenn nicht absolut. Und während zumindest einer wahrscheinlich zweier Generationen, wird es auf der arabischen Halbinsel großen Reichtum geben." Parallel zu den Bestrebungen Saudi-Arabiens, die arabische Halbinsel (ohne Jemen) zu vereinen oder auch viel. leicht nur die Führungsmacht eines wiederbelebten Golf-Kooperationsrats zu sein, wird sich die Entwicklung auch zu anderen regionalen Zusammenschlüssen hin beschleunigen. Die Union des Maghreb wird fast sicher vorankommen, und die Union des Fruchtbaren Halbmonds (einst als Groß-Syrien bekannt) könnte nach dem Abgang von Sadam möglich werden. (Übersetzung: W. R.)

Akins, James E.: The New Arabia (Das neue Arabien). In: Foreign Affairs 70/3 (1991), S. 36-54