Die US-Wirtschaftspublizistin Chrystia Freeland hat den Aufstieg der „Superreichen“ in den letzten Jahrzehnten und die heutige Herrschhaft dieser „globalen Geldelite“ unter die Lupe genommen. Basierend auf zahlreichen zitierten Studien, ergänzt um persönliche Begegnungen mit Vertretern dieses neuen Geldadels, die ihr in ihrer Funktion als Wirtschaftsjournalistin möglich waren, schildert die Autorin den Aufstieg der „Superstars“ der Finanzbranche ebenso wie jener aus der Film- und Unterhaltungswelt. Zu den alten Reichen kämen die neuen Reichen, die – so legt die Autorin dar – häufig aus Umbrüchen, politischen und technologischen Revolutionen, profitierten. Als Beispiele nennt Freeland die neuen Erfolgsmenschen aus der IT-Branche a la Mark Zuckerberg ebenso wie die Neureichen in Russland, Indien oder China.
Die Autorin ist überzeugt, dass dem Auseinanderdriften von Arm und Reich nur durch politische Gegensteuerung zu begegnen ist. Sie verweist auf Lawrence Summers, Havard-Ökonom und Finanzminister unter Bill Clinton, der meint, dass im letzten Jahrzehnt das Wirtschaftswachstum so ungleich verteilt wurde, dass es für die Mittelschicht zum ersten Mal seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre sinnvoller sei, „ihr Augenmerk auf Umverteilung statt auf Wachstum zu richten.“ (S. 13) Die Theorie des Ökonomen Simon Kuznet, dass spätindustrielle Gesellschaften von sich aus zu mehr Gleichheit zurückkehren (sogenannte Kuznet-Kurve), hat sich – so Freeland – leider nicht bewahrheitet: Seit den 1970er-Jahren begannen sich die Spitzeneinkommen weltweit von der Mittelschicht abzukoppeln. In den USA besitzen die obersten 20 Prozent der Bevölkerung 86 Prozent des gesamten Reichtums. Dies obwohl eine von der Journalistin zitierte Studie von Verhaltensökonomen der Harvard Business School eindeutig ergab, dass die in der Untersuchung Befragten eine Verteilung bevorzugten, die jener in Skandinavien entspricht, wo das reichste Fünftel der Bevölkerung nur zwischen 30 und 40 Prozent des Vermögens auf sich vereint (S. 12f). Hans Holzinger
Freeland, Chrystia: Die Superreichen. Aufstieg und Herrschaft einer neuen globalen Geldelite. Frankfurt/M.: Westend, 2013. 358 S., € 22,99 [D], 23,70 [A], sFr54 30,90 ; ISBN 978-3-86489-045-1