Die Renaissance des Regionalen

Ausgabe: 2008 | 1

Die folgende Abhandlung lenkt den Blick auf die Versprechungen einer regionalen Ökonomie. Denn der Regionalismus (oder auch der „linke Lokalismus“ etwa à Zapateros) gilt für viele als konkrete Zukunftsutopie, die Selbstorganisation der BürgerInnen und nicht entfremdetes Wirtschaften ins Zentrum stellt (s. auch Ch. Felber in dieser PZ).

 

Die Region versprach, so Uwe Kröcher in seiner umfangreichen Abhandlung „Die Renaissance des Regionalen“, ein „Transmissionsriemen für einen neuen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz“ zu werden. Dezentralisierung sollte nach dem Scheitern des makroökonomischen Steuerungskeynesianismus verlorene Handlungsmacht zurückgewinnen; nicht zuletzt wurde mit kleinteiligen, aber räumlich integrierten Industriestrukturen die Hoffnung nach nichtentfremdeter, partizipativer Arbeit verbunden. Der Regionalismusforscher Reinhard Stransfeld nennt die Sicherung von „Situationskontrolle“, die Erzeugung kultureller Identität und Verantwortung sowie die Versinnlichung von regionalen Stoffkreisläufen als Vorzüge einer regionalen Ökonomie [zit. n. Hans Holzinger: Wirtschaften. Sustainable Austria Nr. 38 (2007) S. 15]. Kröcher warnt jedoch vor zu viel Euphorie. Regionale Standortpolitik würde der Durchsetzung der Wettbewerbslogik dienen, der „new regionalism“ könnte somit auch zum „Steigbügelhalter bei der neoliberalen Wettbewerbsformierung“ werden (S. 283). Ziel im Kapitalismus sei nicht humanes Wirtschaften, sondern die optimale Verwertung von Kapital, dies geschehe durch Expansion in noch unerschlossene Räume sowie das Abwerfen von „Sozialballast“. Der Autor kommt daher zum Schluss: „Ein zunehmender Wettbewerb, dem sich auch die Region als Standort unterordnet, führt zu einem Prozess, bei dem sie selbst zum Totengräber ihrer eigenen Besonderheiten wird.“ (S. 297) Hier sei angemerkt: Anders als das letzte Zitat vermuten lässt fehlt der Abhandlung über weite Strecken die Anschaulichkeit und das Konkrete, sie ist daher an Raumtheorie(n) Interessierten zuzumuten, PraktikerInnen werden darin aber kaum fündig werden – eine Kritik, die übrigens auch auf den Band zu den Thesen von Hardt und Negri zutrifft! H. H.

 

Kröcher, Uwe: Die Renaissance des Regionalen.  Münster. Westfälisches Dampfboot. 343 S., € 29,90 [D], 30,90 [A], sFr 52,20

 

ISBN 978-3-89691-660-0