Der palästinensischer Widerstand aus Sicht einer israelischen Jüdin

Ausgabe: 1991 | 1

Felicia Langer, jüdische Rechtsanwältin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1990, schloss vor kurzem ihre Anwaltskanzlei in Jerusalem. Über 20 Jahre verteidigte sie Palästinenser vor Gericht, denen grundlegende Menschenrechte vorenthalten wurden. Doch nun, im dritten Jahr der Intifada, empfindet sie das bestehende israelische Rechtssystem nur mehr als "Karikatur der Justiz". Die Autorin erzählt in ihrem Buch die Geschichte Gefolterter und Unterdrückter, von Menschen, die in Gefängnissen und Lagern lebten, deren Leben und Sterben Zeugnis dafür ist, dass sie die Besetzung Palästinas nicht hinnehmen. Trotz teils sehr kurzer Berichte über persönliche Begegnungen entsteht v.a. durch die namentliche Nennung der Entrechteten tiefe Betroffenheit. Zu dem positiven Eindruck trägt nicht zuletzt der einfühlsamen Stil der Autorin bei. "In den Augen der Behörden", so Langer, "ist diese Bevölkerung seit langem ein namenloses Volk, dem es an Identität mangelt. Die ,Einheimischen', ihr Leiden und ihr Kampf gegen die Besetzung sind ein Tabu-Thema." Dieses Tabu auch hierzulande zu brechen und gerade auch in Anbetracht der unumgänglichen Neuordnung in Nahost auf die Rechte des palästinensischen Volkes hinzuweisen, ist Verdienst der Autorin. Intifada Palästina

Langer, Felicia: Die Zeit der Steine. Eine israelische Jüdin über den palästinensischen Widerstand. Göttingen: Lamuv-Verl., 1990. 218 S., DM 24,-/sFr20,30/ öS 187,20