Pim van Lommel

Endloses Bewusstsein

Online Special
Endloses Bewusstsein

Die Gewissheit, über den Tod hinaus weiter zu leben, zählt von alters her und in allen Kulturen zu den Geschenken gläubiger Menschen. Dass indes auch westlich orientierte, objektivierbarem Wissen verpflichtete Ärztinnen und Ärzte im Lauf von über 40 Jahren eine Fülle von Belegen dafür gesammelt haben, dass das Leben eines Menschen mit seinem physischen Ende vermutlich nicht endet, ist bislang weit weniger bekannt. In vier umfassenden Studien, die in den Niederlanden, den USA und in Großbritannien durchgeführt wurden, haben mehr als 1.000 Personen, die (mehrheitlich nach einem Herzstillstand) wieder ins Leben zurückgekehrt sind, über ihre Nahtoderfahrung (NTE) berichtet.
Pim van Lommel, ein niederländischer Kardiologe, fasst die Ergebnisse dieser Analysen zusammen, wonach etwa fünf Prozent aller Patienten nach einem Koma oder Herzstillstand von einer NTE erzählen konnten. Er beschreibt detailliert – und doch auch ohne Vorkenntnisse gut verständlich –, unter welchen Umständen es zu einer NTE kommen kann, dass sie bis zu zwölf Phasen (Tunnel-, Lichterfahrung, Begegnung mit Verstorben und Verwandten etc.) umfasst, und wie sich Menschen verändern, die eine solche „erleben“. So nehmen Empathie und Spiritualität, aber auch die Wertschätzung organisierter Religiosität deutlich zu, während die Angst vor dem Sterben so gut wie verschwindet. Nicht weniger interessant ist die markante Zunahme von intuitiver Sensibilität (prophetische Gefühle, Wahrnehmung von „Erscheinungen“, erhöhte Erinnerung an Träume u. a. m.). Van Lommel, der freilich auch nicht zu erklären vermag, wie ein nachweislich lebloser Körper Erfahrungen eines „außer-räumlichen“ bzw. „nicht-lokalen“ Bewusstseins speichern kann, ist – anders als einige seine Kolleginnen und Kollegen davon überzeugt, dass der nicht-materielle Teil in uns – auch Seele, Geist oder Psyche genannt – endlos weiter existiert. Wer dies für möglich, ja wahrscheinlich erachtet, der mag wohl auch dem eigenen Tod gelassen(er) entgegensehen – und nicht zuletzt auch anderen davon erzählen.