Ein kritisches Lehrbuch, das den schlichten Titel “Wie funktioniert Wirtschaft?“ trägt, haben die österreichischen Wirtschaftsexperten Pirmin Fessler und Stefan Hinsch vorgelegt. In Kapiteln wie „Geld sind Zahlen in Büchern von Banken und die Schulden von jemand anderem“ oder „Finanzmärkte verteilen Kapital und Einkommen und werden manchmal gerettet“ beschreiben die Autoren anschaulich Grundlagen des Wirtschaftsgeschehens. Dabei räumen auch sie mit Mythen der Mainstream-Ökonomie auf, indem sie zeigen, dass etwa internationaler Handel zwar sinnvoll, aber nicht per se zu mehr Wohlstand für die Ärmeren führt. Und auch die zwingende Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum bestreiten die beiden, wiewohl es unterschiedliche Interessen dafür gäbe: Wachsende Unternehmen setzen sich im Wettbewerb gegen andere durch; der Staat könne durch Wachstum seine Aufgaben besser erfüllen und die BürgerInnen würden ebenfalls profitieren. Doch für Letztere entscheidender sei die Verteilung des Erwirtschafteten und diese sei in den letzten Jahrzehnten immer ungleicher geworden. Die Schlussfolgerung der beiden Autoren: „Ob möglichst hohes Wirtschaftswachstum per se ein Ziel darstellen sollte, ist unklar. Es sollte wohl immer bedacht werden, wem es nützt und wem nicht, ob es ökologisch vertretbar ist oder nicht.“ (S. 96) So wird es wichtig sein, in den Wirtschaftstheorien wie in den Wirtschaftslehrbüchern auch alternative Sichtweisen wie jene einer Postwachstumsökonomie zu berücksichtigen, damit das Umschwenken auf den Pfad einer nachhaltigen Entwicklung eine Chance erhält. Hans Holzinger
Fessler, Pirmin; Hinsch, Stefan: Wie funktioniert Wirtschaft? Eine kritische Einführung. Wien: Promedia, 2013 (erw. Neuaufl.). 220 S., € 17,10 [D], 17,90 [A], sFr 23,-
ISBN 978-3-85371-325-9