Krisenbewältigung

Ausgabe: 1992 | 1

Mit der Veröffentlichung seines letzten Buches "Krisenbewältigung. Grundlagen zur Reflexion für Krisenstäbe", hat Patrick Lagadec eine Lücke geschlossen. Die Bewältigung von Krisen, wie jene von Seveso, Bhopal, Tschernobyl, wie der Absturz eines Airbusses in Habsheim, das Stranden eines Öldampfers (Amoco-Cadiz, Exxon-Valdez) bedeutet ein plötzliches Herumtasten im Ungewissen und die Auseinandersetzung mit der Komplexität solcher Situationen. Es ist also für den fähigen Entscheidungsträger absolut notwendig, mit derartigen Situationen vertraut zu sein und sich vorzubereiten, um im Notfall agieren und reagieren zu können. Das Werk beginnt dem Anliegen entsprechend mit einem ersten Teil, der sich mit der Krisendynamik auseinandersetzt und uns sogleich in die Vielschichtigkeit des Unbekannten eintauchen lässt: Ob beim klassischen Unfall oder beim größtmöglichen Schadensereignis - zuallererst muss der Auslöser einer Krise festgelegt werden. Durch das Abgrenzen dieses Bereiches bietet der Autor ein äußerst nützliches Vademekum zur Dekodierung der Anzeichen vor dem Auftreten einer Krise und zu deren Voraussage, ausgehend von theoretischen und praktischen Hinweisen. Durch einprägsame Beispiele werden wir mit der Krise vertraut und sind nun bereit für die Aktion, zu der wir im zweiten Teil des Werkes aufgefordert werden. In diesem zweiten Teil des Buches zeigt Patrick Lagadec nacheinander alle Schlüsselfragen auf, welche bei der Überwindung einer Krise auftreten. Vom Zeitpunkt der Krisenwahrnehmung bis hin zu deren erfolgreichen Bewältigung nennt er die Abfolge notwendiger Schritte zur Lösung von Konflikten. In schwierigen Situationen kommt jenen Maßnahmen, welche apriori sehr einfach erscheinen, besondere Bedeutung zu. Dies sind: die Zusammenstellung einer Mannschaft, das Einholen von Informationen, der Einsatz sachverständiger Kapazitäten etc. Erfolg oder Misserfolg hängen sehr stark von der Fähigkeit des Verantwortlichen ab, seinen Krisenstab zu organisieren, die Mitarbeiter effizient agieren zu lassen und sämtliche Fäden in der Hand zu behalten. Was einfach erscheint, wird kompliziert, was normalerweise problemlos funktioniert, blockiert plötzlich. Die Überwindung einer Krise hängt also sehr stark davon ab, auf welche Art und Weise sie von den Verantwortlichen wahrgenommen und deren Bewältigung in Angriff genommen wird. Alain Le Saux (Übersetzung: M. u.)

Lagadec, Patrick: La gestion des crises. Outils de reflexion á l'usage des décideurs. Paris: Mac-Graw-Hill, 1991.326 S.