Genanalyse als Verfassungsproblem

Ausgabe: 2001 | 4
Genanalyse als Verfassungsproblem

Genanalyse als VerfassungsproblemIst die aktuelle Rechtslage (in Deutschland) hinreichend, um den Prinzipien der Menschenwürde und des Schutzes der Persönlichkeit auch im Kontext der aktuellen und absehbaren gentechnologischen Praxis zu entsprechen?

Um diese Frage zu klären, bietet der Autor dieser zuerst als Dissertation vorgelegten Arbeit eine thematische Einführung (historischer Abriss, Aufbau der DNA, Genetische Krankheitsursachen, Untersuchungsmethoden und Verfahren der Genanalyse). Daran schließt eine Diskussion des verfassungsnormativen Ist-Zustandes (Definition und funktional-analytische Bestimmung der Menschenwürde, Recht auf genetische Selbstbestimmung, Verfassungsrechtliche Grenzen und Privatautonomie mit beson-derer Berücksichtigung des Grundrechtsverzichts) und die Prüfung ausgewählter Anwendungsfälle in legistischer Perspektive an. Dabei werden Arbeits-, Verfassungs- und Versicherungsrecht, Präimplantationsdiagnosik, diagnostisches Screening, forensische Genanalyse und der DNA–Fingerprint in den Blick genommen.

Aufhorchen lässt Tjaden mit seinem Resümee: Auf das Recht auf Nichtwissen rekurrierend, hält er die bestehen-de Rechtslage in jeder Hinsicht für ausreichend. Die Folgen ungesetzlichen Zugriffs, im Jargon der Rechtssprechung formuliert: die „judikative Anwendung deliktischer Normen“ spreche vielmehr dafür, dass selbst im medizinisch gendiagnostischen Bereich „Grundrechts-verletzungen grundsätzlich nicht zu erwarten sind“ (S. 257). W. Sp.

Bei Amazon kaufenTjaden, Markus: Genanalyse als Verfassungsproblem. Zulässigkeit genanalytischer Anwendungen im Lichte von Menschenwürde und genetischem Selbstbestimmungsrecht. Frankfurt/M. (u. a.): P. Lang, 2001. 294 S. (Studien zum internationalen, europ. u. öffentl. Recht; 8) € 43,60 / DM / sFr 85,30 / öS 600,–