Die Auswirkungen gesundheitsgefährdender Pestizide

Ausgabe: 1988 | 4

Aufgeschreckt durch die Ereignisse von Seveso, Bhopal und Basel sind immer weniger Menschen bereit, den verbalen Verführungen des Chemiemanagements zu vertrauen. Pestizide, vielfach noch als Pflanzenschutzmittel gehandelt und vor allem in die Dritte Welt gewinnbringend abgesetzt, definiert der DUDEN als "chemische Mittel zur Vernichtung von pflanzlichen und tierischen Schädlingen aller Art". Diese Darstellung entspricht sowohl dem Fachterminus als auch der Wirkungsweise vieler der mehr als 60.000 Präparate, die, zusammengesetzt aus etwa 1400 verschiedenen Hauptwirkstoffen, weltweit in einer Größenordnung von ca. 2 Mio. Tonnen pro Jahr erzeugt werden. Zwar werden manche Ernten vor der Vernichtung gerettet, "aber gerade da, wo der Hunger am größten ist, gibt es mit mindestens 300.000 Pestizidvergiftungen pro Jahr die meisten Opfer."

Zweihundert gängige Produkte sind in diesem Band nach alphabetischer Ordnung aufgelistet und nach ihrer (potentiellen) Gefährlichkeit im Einzelnen beschrieben. Bewertungskriterien sind zum einen akut toxische Wirkungen wie Stoffwechsel- und Nervenstörungen, Leber- und Nierenerkrankungen, zum anderen aber Langzeitwirkungen wie Erbgutveränderungen, Krebsbildung oder Schädigungen des ungeborenen Lebens. Zudem wird der Grad der Umweltschädigung und die (relative) Giftigkeit der einzelnen Zusammensetzungen anhand der tödlichen Wirkung. auf Fische und Vögel angegeben. Übliche Messeinheit ist dabei die Dosis, die bei zumindest 50 Prozent der Versuchstiere zum Tode führt! Obgleich sich die Autoren deutlich gegen diese (wissenschaftlich zudem höchst fragwürdige) Praxis aussprechen und u.a. auch darauf verweisen, dass eine Vielzahl der verwendeten Verbindungen Nebenprodukte der militärischen Forschung sind, verbindet diese Studie persönliches Engagement mit einem Höchstmaß an Objektivität. Das Anliegen der Wissenschaftler ist es, "dem Leser nicht unsere Meinung aufzudrängen, sondern ihm anhand (...) konkreter Daten die Möglichkeit zu geben, sich selbst ein Urteil zu bilden".

Ob Rosenliebhaber, Kleingärtner, Mediziner oder engagierter Umweltschützer: Alle, die nach empirisch gesicherten Daten und Fakten über Gifte Ausschau halten, deren Wirkung auf Mensch und Natur nach wie vor zu oft verharmlost werden, sollten auf diesen Titel zurückgreifen.