Anständig essen

Ausgabe: 2011 | 2

Alles nimmt im Dezember 2009 seinen Lauf. Jiminy Grille, das personifizierte (schlechte) Gewissen unserer Autorin, meldet sich zu Wort, als diese sich anschickt, mit einer „Grillhähnchenpfanne“, erstanden um € 2,99, ein Stück „Qualfleisch“ zu verzehren. Das sitzt – und veranlasst Karen Duve zu einem Selbstversuch, über den sie so erfrischend anders – kenntnisreich, selbstironisch und „mit knochentrockenem Humor“ berichtet (merkwürdig nur, dass die Autorin gegen diese Formulierung des Verlags nichts einzuwenden hatte) –, dass man dieses Buch getrost zum Besten zählen darf, was in deutscher Sprache zum Thema „Ernährung“ in jüngster Zeit publiziert wurde. „Kinder [und nicht etwa ‚Jungtiere’] essen wir am liebsten“, etwa sagt Karen Duve, wenn sie von unserer Vorliebe spricht, „ein Stück aus einem lebendigen Körper in den Mund zu stopfen und darauf herumzukauen“ (S. 222). Mit dem Durchlaufen der Phasen „bio“, „vegetarisch“, „vegan“, und „frutarisch“ gelangt sie in Jahresfrist zu der Erkenntnis, dass es sich lohnt, bewusst zu leben – und zu essen –, ohne deshalb einer rigiden Moral die höchste Instanz über alle Entscheidungen einzuräumen. Das ist, kurz gesagt, ebenso überzeugend wie sympathisch und demnach höchst empfehlenswert. W. Sp.

 

Duve, Karen: Anständig essen. Ein Selbstversuch. Berlin: Galiani-Verl., 2011 (3. Aufl.). 335 S., € 19,95 [D], 20,50 [A], sFr 34,90 ;

 

ISBN 978-3-86971-028-0