Die Bio-Macher

Ausgabe: 2008 | 4

Manchmal ist es schade, dass gute Bücher nur wertvolle Information, nicht aber den Duft der Bilder vermitteln, die ihnen beigegeben sind und sie – was ja immer seltener der Fall ist – auch in optischer Hinsicht zu einem Erlebnis werden lassen. Der hier präsentierte Band ist, knapp formuliert, zumindest in Annäherungen so etwas wie ein Gesamtkunstwerk, das den Wert von und zugleich die Wertschätzung für naturnahe Lebensmittel auf authentische Weise vermittelt. Sie, nämlich Lebensmittel, seien – so heißt es im ersten Kapitel treffend – vor allem „Vertrauensgüter“. Dem entsprechend werden zu Beginn grundlegende Prinzipien wie Gesundheit, Ökologie, Gerechtigkeit und Fürsorge als Voraussetzung ‚guten Wirtschaftens’herausgestellt. Zu diesem werden unter anderem Familienfreundlichkeit, Kulturförderung, betriebliche Freiwilligenprogramme sowie natürlich die Berücksichtigung der Prinzipien ethischen Welthandels gezählt. Wer dieses gleichermaßen sympathisch und fundiert vermittelte Basiskonzept naturnaher Lebensmittel- Philosophie durchlaufen hat, kann sich getrost in den folgenden sieben Kapiteln über die „täglichen Lebensmittel“ in bester Qualität informieren. Von Brot- und Backwaren aus der Münchener „Hofpfisterei“, den Gepflogenheiten artgerechter Tierhaltung (z. B. bei den „Herrmannsdorfer Betrieben“), nachhaltigem Fischfang (durch die Manufaktur „Deutsche See“ und den Bedenken gegen das weit verbreitete MSC-Siegel), von edlen Milchprodukten, Obst und Gemüse – alles „Bio“ natürlich – bis hin zu Soja aus deutschen Landen oder fair gehandelter Schokolade und Gewürzen reicht – Getränke hier nicht berücksichtigt – die Palette. Zu all diesen Produkten werden jeweils Geschichten erzählt,: die Leidenschaft, Erfahrung, Erfolge vor allem, aber auch Probleme von Menschen vermitteln, die sich der Aufgabe einer ehrlichen und konsequenten naturnahen Lebensmittelversorgung verschrieben haben. Berichtet wird auch vom „Boom“ naturnahen und fairen Handels en gros und en detail, etwa via „Öko-Kiste“ als erfolgreiches Beispiel regionaler Nahversorgung. Ein abschließendes Kapitel ist den „institutionellen Treibern“ globalisierter Kalorien-Vermarktung wie McDonald’s auf der Spur und beschreibt Initiativen des Widerstandes gegen diese Praktiken. Wie üblich gibt es auch einen Anhang mit Verweisen auf empfehlenswerte Institutionen, Internetadressen und Literatur. Es ist wichtig und richtig, Gutes zu tun und darüber mit Freude und Stolz zu berichten. Auch wenn Hintergründe der weltweit agierenden Nahrungsmittel- Imperien (am Rande) anklingen, so bleibt doch auch anzumerken, dass der Zugang zu höchstwertigen Lebensmitteln, wie sie hier präsentiert werden, nicht zuletzt auch eine ökonomische Frage ist, ein Aspekt der bestenfalls am Rande vorkommt. Dennoch: Bücher wie diese haben heute Seltenheitswert. In Wort und Bild mit Kompetenz und Engagement gestaltet, verdient der Band in der Fülle des Angebots eine besondere Empfehlung und entsprechende Aufmerksamkeit. W. Sp.

 

Liebermann, Silvia; Etscheit, Georg; Gottwald, Franz-Theo: Die Bio-Macher. Was bewusste Genießer wissen sollten. Produkte – Unternehmen – Handel. Hrsg.: Schweisfurth-Stiftung. München: Knesebeck-Verl., 2008. 207 S., € 24,95 [D], 25,70 [A], sFr 42,40 ISBN 978-3-89660-596-2