Arndt Pechstein, Martin Schwemmle

Arndt Pechstein, Martin Schwemmle: Future Skills Navigator

Online Special
Arndt Pechstein, Martin Schwemmle: Future Skills Navigator

Mit dem Buch „Future Skills Navigator“  stellen Dr. Arndt Pechstein – Hirnforscher und Experte für Biomimicry – und Dr. Martin Schwemmle – Wirtschaftswissenschaftler und Innovationsforscher – ein Kompetenzmodell von Zukunftsfähigkeiten vor. Diese lehnen sich an die „Future Skills“ des WeQ Institut von Peter Spiegel an (Beck Verlag 2021). Der „Future Skills Navigator“ macht sie nutz- und greifbar. Bereits mit der Buchgestaltung (von Fanni Tóth) wird über Farbgebung, Leseführung bis hin zu den Infografiken eine Struktur geschaffen, die die Inhalte veranschaulicht und eingängig macht sowie ein nicht-lineares Lesen ermöglicht.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Zu Beginn, in der Einleitung mit dem Titel „Wendepunkt“, wird gezeigt, dass die Zukunft zwar per se unvorhersehbar ist, der Lebensraum Erde uns aber Grenzen aufzeigt. Die Autoren verwenden die Beschreibung einer VUKA-Welt (Volatilität/ Ungewissheit/ Komplexität/ Ambiguität) als Grundlage, um die Dringlichkeit eines tiefgreifenden, gesellschaftlichen Wandels im Denken und Handeln zu verdeutlichen. Dieser soll durch Kompetenzentwicklungen entstehen. Die Autoren beschreiben mit eingängigen Beispielen, dass lineares Denken auch eine „Unfähigkeit des menschlichen Gehirns [ist], Exponentialität zu verstehen“ (S. 23). Es gilt den „Skill-Gap“ zu überwinden, um den kommenden Herausforderungen in der VUKA-Welt zu begegnen. Unter anderem weisen sie auf Martin Seligmann hin, der als Vertreter der Positiven Psychologie sagt, dass eine „erlernte Hilflosigkeit“ durch einen „erlernten Optimismus“ ersetzt werden kann, um handlungsfähig zu werden (vgl. S. 33). 
Im zweiten Teil wird die Grundlage des Future Skills Navigator vorgestellt. Das Kompetenzmodell unterteilt sich in die Bereiche „rational (blau), transformational (gelb), emotional (rot) und spirituell (grün)“ (S. 56). Mit den Perspektiven bzw. „Ebenen“ – Ich (persönlich), Du (relational), Wir (organisational), Alle(s) (planetar) – werden die vier Hauptbereiche in vier weitere Ebenen mit jeweils vier Kompetenzfeldern aufgefächert. Daraus ergeben sich 16 Future Skills. Im Buch erhält jede Kompetenz eine Doppelseite, die nach den Ebenen sortiert ist. Auf der linken Seite werden in kurzen Absätzen der Hintergrund und die Zuordnung im Modell erläutert. Auf der rechten Seite wird die Relevanz der Kompetenz dargelegt und Empfehlungen zu ihrer Entwicklung gegeben.

Im dritten Teil wird abschließend die „große Vision“ hinter dem Future-Skills-Konzept zusammengefasst. In diesem Abschnitt werden mögliche Anwendungsbereiche wie Bildung, Politik oder Wirtschaft aufgeführt, und Lesende erhalten Tipps, wie das „Upskilling“ auch in Teams durchgeführt werden kann. Schließlich vergleichen die Autoren ihr Modell mit anderen Future-Skills-Kompetenzmodellen. Dabei wird immer wieder die Bedeutung eines ganzheitlichen Bildes vom Menschsein betont.
Der Future Skills Navigator richtet sich an alle und doch wird deutlich, dass besonders Unternehmer:innen angesprochen sind. Daher ist es sicherlich mutig, dass die Autoren neben dem Bereich der Emotionen auch Spiritualität in ihrem Kompetenzmodell aufführen. Auf der anderen Seite hat das Buch einen Unterton der Selbstoptimierung. Explizit geht es den Autoren um eine bessere Zukunft, die nur mit einem „neuen Menschsein“ (S. 112) einhergehen könne. Grundsätzlich kann ich dieses Anliegen gut nachvollziehen. Doch wirkt die Sprache an manchen Stellen wie ein erhobener Zeigfinger. Der Future Skills Navigator versteht sich als Rahmen und scheint unterschwellig die eine richtige Lösung vorauszusetzen. Denn der Text hat manches Mal etwas Unausweichliches und Bedrängendes. Es ist ein „Müssen“ mit der „Mission: Upskilling Humankind for a Better Future“ (S. 118). 

Positiv hervorzuheben ist, dass trotz einer unternehmerischen Zielgruppe das Menschsein und die Vielfalt an Kompetenzen betont wird und Technologien als Werkzeug verstanden werden. Außerdem gehen die Autoren transparent mit ihrer Haltung um, ein positives Menschenbild zu haben. Sie sind überzeugt, dass die Lösung für die Herausforderungen von heute und morgen in der Gemeinschaft liegt, von der jede und jeder ein wesentlicher Teil ist. 

Der Future Skills Navigator zeigt einen anschaulichen Ansatz zur Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten. Für Unternehmen bietet er eine Toolbox, die sie für die Arbeit mit ihren Teams einsetzen können. Die Autoren machen mit ihrem Kompetenzmodell ein Angebot, das Menschen befähigen kann, besser mit den Unsicherheiten der Zukunft zurechtzukommen. Dazu gehört Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit, aber auch die Fähigkeit, sein Gegenüber sein zu lassen. Denn wer kann schon sicher wissen, was in der Zukunft richtig oder besser ist?