Werner Bätzing

Zwischen Wildnis und Freizeitpark

Ausgabe: 2018 | 4
Zwischen Wildnis und Freizeitpark

Die ökologische, kulturelle und wirtschaftliche Situation der Alpen ist, so der bekannte Alpenforscher Werner Bätzing, eng verwoben mit den Problemen der modernen Welt und Spiegelbild unseres Lebensstils. Im Mittelpunkt seiner Streitschrift steht die Wechselwirkung zwischen dieser modernen Welt und den Alpen. Er formuliert grundlegende Probleme der Alpenregion: so hätten die Alpen gegenüber den Wirtschaftsmetropolen keine Bedeutung mehr, sie seien nur noch „Ergänzungsraum der Metropolen, in den hinein all das verlagert wird, wofür in den großen Zentren kein Platz mehr ist“ (S. 11).  Urbanisierung und Zersiedelung ließen alpine Kulturräume und -landschaften mitsamt ihren Lebens- und Wirtschaftsformen verschwinden, somit auch die „vielfältigen Umwelterfahrungen“ (S. 12), wie man die Alpen ressourcenschonend und regionalspezifisch nutzen könnte. Arbeitsplätze würden lediglich rund 300 Tourismuszentren bieten, kleinere Orte wurden hingegen wirtschaftlich vom Markt verdrängt; demzufolge würden zwei Drittel der Bevölkerung in den verstädterten Alpenregionen leben und arbeiten, mit dem Ergebnis, dass die Alpen in „verstädterte Gebiete und Wildnisgebiete“ (ebd.) zerfallen. Als Alternative nennt der Autor eine Nutzung der Alpenressourcen auf dezentraler Ebene, die sozial verträglich und regional und qualitativ vor sich gehen müsste.

Eine lesenswerte Streitschrift mit Lösungsansätzen, die vor allem eines in den Mittelpunkt stellt: Die Alpen bedürfen keiner Sonderbehandlung in Zeiten der Globalisierung. Sie zeigen uns vielmehr die zentralen Probleme der modernen Welt und des aktuellen wachstumsorientierten Wirtschaftens auf und stellen somit ein „Frühwarnsystem für Europa“ (S. 130) dar.